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Gegen frühe Arthritis in die Offensive

Unbehandelt führt eine rheumatoide Arthritis (RA) zur Gelenkzerstörung und geht mit einer erhöhten Mortalität einher. Ein Therapiestart innerhalb von 3 (bis 6) Monaten nach Beginn der Gelenkschwellungen kann die Remissionsrate deutlich erhöhen, schreiben Professor Dr. Raphael Micheroli und Privatdozent Dr. Adrian Ciurea vom Universitätsspital Zürich. Umso wichtiger ist eine Frühdiagnose, noch bevor sich das klinische Vollbild herausbildet.
Inzwischen kennt man diverse Faktoren, die bei Patienten mit Polyarthralgien, aber noch ohne klinischen Nachweis einer Arthritis, für die Entwicklung einer RA prädestinieren (s. Kasten). Im weiteren Verlauf der Genese ist zwar die Arthritis gesichert, nicht aber die Ursache. Deshalb spricht man von einer frühen undifferenzierten Arthritis. Aus ihr kann sich eine RA entwickeln, aber auch andere entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Eventuell bleibt der undifferenzierte Status bestehen oder remittiert sogar spontan.
Erst Polyarthralgien, dann manifeste RA
- kurze Dauer der Arthralgien (< 1 Jahr)
- Schmerzen in MCP-Gelenken
- Morgensteifigkeit ≥ 60 min
- Hauptbeschwerden am frühen Morgen
- RA bei einem Verwandten 1. Grades
- Schwierigkeiten beim Faustschluss
- positives Gaenslen-Zeichen
Multiple dicke Gelenke sprechen für Entzündung
Beim Nachweis einer Arthritis kommen Sie ins Spiel. Eine anamnestisch nicht traumatisch oder mechanisch bedingte Gelenkschwellung spricht für eine entzündliche Genese. Dies gilt vor allem, wenn mindestens zwei Gelenke betroffen sind oder die Morgensteifigkeit länger als 30 Minuten anhält. Die Beteiligung der Hände und Füße lässt sich palpatorisch z.B. mit dem Gaenslen-Zeichen eruieren (Kompressionsschmerz beim Zusammendrücken der Grundgelenke). Arthritisverdächtig ist auch ein Volarflexionsschmerz am Handgelenk. Patienten mit Arthritis-Zeichen sollten dann innerhalb von sechs Wochen nach Symptombeginn einem Rheumatologen vorgestellt werden, so die Autoren. Labordiagnostisch liefern folgende Parameter wertvolle Hinweise auf die Genese einer neu diagnostizierten entzündlichen Gelenkschwellung:- CRP, BSG
- Differenzialblutbild
- Kreatinin
- Transaminasen
- Urinstatus
- Basisimmunserologie (ANA, Rheumafaktoren Anti-CCP-Ak)
Positiver Rheumafaktor ist prognostisch ungünstig
Entscheidend für die Therapie ist die Differenzierung zwischen selbstlimitierender und persistierender chronischer Gelenkerkrankung. Die frühe Arthritis neigt v.a. bei kurzer Dauer (< 3 Monate) zur Spontanremission. Man würde also bei einer Behandlung aller Patienten viele unnötig therapieren, so die Experten. Sinnvoller ist eine Orientierung an Risikofaktoren für eine Persistenz. Als prognostisch ungünstig gelten positiver Rheumafaktor oder Anti-CCP-Antikörper, zahlreiche geschwollene Gelenke, stark erhöhte Entzündungswerte sowie frühe Erosionen.Glukokortikoide maximal sechs Monate einsetzen
Weist der Patient ein Risikoprofil für einen erosiven Verlauf bzw. eine Persistenz auf, steht schon bei der frühen undifferenzierten Arthritis der Einsatz konventioneller DMARD* an. Mittel der Wahl ist Methotrexat, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Alternativ kommt Leflunomid infrage. Während der Behandlung ist eine engmaschige Überwachung (ggf. Therapieanpassung) alle ein bis drei Monate erforderlich. Eine Komedikation mit Glukokortikoiden sollte mit einer möglichst niedrigen Dosierung über maximal sechs Monate erfolgen. Falls die anvisierte Remission nicht innerhalb von einem halben Jahr erreicht wird, ist eine Hinzugabe eines Biologikums oder eines Januskinase-Inhibitors indiziert.*Disease-modifying antirheumatic drugs
Quelle: Micheroli R, Ciurea A. Orthopäde 2018; 47: 261-272
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