Gesamtüberleben mit Tislelizumab deutlich verlängert

Friederike Klein

Eine Immuntherapie kann bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre durchaus als Erstlinie in Betracht gezogen werden. Eine Immuntherapie kann bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre durchaus als Erstlinie in Betracht gezogen werden. © iStock/OGphoto

Das mediane Überleben von Personen mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre (ESCC) beträgt weniger als ein Jahr. Verbessert wurde die Prognose durch PD1-Antikörper – so auch durch die Gabe von Tislelizumab, die in der ­RATIONALE-302-Studie den Patient:innen gegenüber einer Chemotherapie einen Vorteil brachte.

In der Phase-3-Untersuchung ­RATIONALE-306 wird die Substanz gegen Placebo jeweils in Kombination mit einer Chemotherapie bei ESCC-Erkrankten in der Erstlinie geprüft, wie Prof. Dr. Harry Yoon von der Mayo Clinic in Rochester berichtete. An der doppelblinden Studie hatten 649 nicht-vorbehandelte Erwachsene mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem ESCC unabhängig von der PD1-Expression teilgenommen. Im Verhältnis 1:1 erhielten sie randomisiert alle drei Wochen intravenös entweder 200 mg Tislelizumab oder Placebo zusätzlich zu einer platinbasierten Chemotherapie nach Wahl der Prüfärzt:innen.

In der Interimsanalyse wurde der primäre Endpunkt nach einer medianen Beobachtungszeit von 16,3 Monaten bzw. 9,8 Monaten bereits erreicht: Im Prüfarm betrug das mediane OS 17,2 Monate; es war damit signifikant länger als in der Kontrolle (10,6 Monate; HR 0,66; 95%-KI 0,54–0,80; p < 0,0001). Nach zwölf Monaten lebten in der Tislelizumab- vs. Placebo-Gruppe noch 65 % vs. 44,9 % der Teilnehmenden. Laut Prof. Yoon zeigte sich der OS-Vorteil unabhängig von der gewählten Chemotherapie, der Herkunft oder der PD-L1-Expression. 

Auch das mediane progressionsfreie Überleben war mit 7,3 Monaten vs. 5,6 Monate im Prüfarm signifikant länger als in der Kontrolle (HR 0,62; 95%-KI 0,52–0,75, p < 0,0001). Die Gesamtansprechrate erhöhte sich mit 63,5 % vs. 42,4 % durch die Hinzunahme des Antikörpers deutlich (Odds Ratio 2,38; 95%-KI 1,73–3,27; p<0,0001) und das mediane Ansprechen dauerte länger an (7,1 Monate vs. 5,7 Monate). 

In der experimentellen Gruppe gab es mit 66,7 % vs. 64,5 % nur geringfügig mehr behandlungsassoziierte unerwünschte Ereignisse (TRAE) vom Grad ≥ 3. Zu einem Therapieabbruch bzw. zum Tod führten TRAE in 31,8 % vs. 22,4 % bzw. in 1,9 % vs. 1,2 % der Fälle. Ernste Ereignisse traten mit 28,7 % vs. 19,3 % unter Tislelizumab etwas häufiger auf, ebenso wie immunmediierte TRAE (21,6 % vs. 5,9 %). Letztere erreichten bei 8,6 % vs. 1,6 % der Erkrankten mindestens einen Grad 3. 

Prof. Yoon bezeichnete die Kombination von Tislelizumab und platinbasierter Chemotherapie aufgrund der Wirksamkeit und Tolerabilität als neue Erstlinienoption für Personen mit fortgeschrittenen, nicht-resektablen ESCC. Hinterfragt wurde in der Diskussion der Einfluss der Patient:innenherkunft auf die Studienergebnisse: Die Mehrzahl der Teilnehmenden stammte aus Asien, nur ein Viertel aus anderen Regionen der Welt. Eine Bestätigung in nicht-asiatischen Populationen wäre daher wünschenswert.

Quelle: Yoon H. ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2022, Abstract LBA-01

ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2022

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