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GLP1-Analoga: Option für Typ 2 in jungen Jahren?

Überernährung und Bewegungsmangel sind dafür verantwortlich, dass immer mehr Kinder und Jugendliche zu dick sind, und zwar teilweise viel zu dick. Das wiederum hat zur Folge, dass der „jugendliche Typ-2-Diabetes“ inzwischen in einigen Teilen der Welt zu einem relevanten Problem geworden ist. Die Wirkung einer Metformin-Monotherapie ist in dieser Altersklasse limitiert, was maßgeblich auf die mitunter rasche Verschlechterung der Betazell-Funktion in Verbindung mit einer ausgeprägten Insulinresistenz zurückzuführen ist.
In der 2012 publizierten TODAY-Studie versagte die Metformin-Monotherapie bei jedem zweiten Jugendlichen, sodass in vielen Fällen der Einsatz von Insulin erforderlich wurde. Neue orale Antidiabetika wurden in dieser Altersgruppe bisher nicht systematisch untersucht und haben insofern die unbefriedigende Behandlungssituation nicht durchschlagend verändern können.
135 Patienten unter 18 Jahre und mit Typ-2-Diabetes
Jetzt wurde eine randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie mit Liraglutid vorgelegt: die ELLIPSE-Studie. In dieser Phase-III-Studie prüften Professor Dr. William V. Tamborlane von der Yale University, New Haven, USA, und sein Team den Einsatz des GLP1-RA bei adipösen Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes. Eingeschlossen wurden 135 Typ-2-Diabetespatienten im Alter zwischen 10 und 17 Jahren.
Ein Teil von ihnen war bis zum Eintritt in die Studie ausschließlich nicht-medikamentös – mit Diät und Sport – therapiert worden, bei dieser Subgruppe galt ein HbA1c von 7,0–11,0 % als Einschlusskriterium. Die restlichen jugendlichen Patienten waren bereits mit Metformin allein oder mit Metformin plus Insulin vorbehandelt, hier bewegte sich der HbA1c-Wert zu Studienbeginn zwischen 6,5–11,0 %. Der BMI lag bei allen Probanden jenseits der 85. Perzentile bezogen auf Alter und Geschlecht.
Während der Studie wurden alle Patienten mit Metformin behandelt, eine vorbestehende Basalinsulintherapie wurde beibehalten. Zusätzlich erhielten die jugendlichen Typ-2-Diabetespatienten nach 1:1-Randomisierung entweder Liraglutid subkutan oder ein entsprechendes Placebo über 26 Wochen hinweg. Liraglutid wurde in einer Tagesdosis von maximal 1,8 mg verabreicht, wobei die Dosis in den ersten drei Wochen – ausgehend von 0,6 mg – hochtitriert wurde. Die meisten Patienten erreichten die angestrebten Nüchternglukose-Werte mit weniger als der maximalen Dosis.
Als Abspeckhilfe bei Jugendlichen ungeeignet?
Die Hoffnung, dass sich auch das Körpergewicht der adipösen Jugendlichen unter Liraglutid deutlich günstig verändern würde, hat sich nicht erfüllt. Jedenfalls führte der GLP1-RA in dieser Studie nicht zu Gewichtsabnahmen in der von Erwachsenen bekannten Größenordnung, die sich zwischen mehr als 5 % (2/3 der Fälle) und mehr als 10 % (1/3 der Fälle) bewegt. Die Jugendlichen brachten zu Beginn der ELLIPSE-Studie im Mittel 91,5 kg auf die Waage und nahmen in der Doppelblindphase im Schnitt 2,3 kg ab, wobei aber auch in der Placebogruppe ein Gewichtsverlust um 0,99 kg zu beobachten war. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen war nach 26 Wochen nicht festzustellen. Inwieweit bei diesem Ergebnis die Tatsache eine Rolle spielt, dass nur etwa die Hälfte der Verumgruppe mit der maximalen Liraglutid-Dosis behandelt wurde, darüber lässt sich nur spekulieren.Quelle: Tamborlane WV et al. NEJM 2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1903822
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