Gonarthrose mit modernen Therapiemethoden verhindern

Dr. Stefanie Kronenberger, Foto: pitopia, dorapics

Je früher man Knorpelläsionen am Knie repariert, desto besser lässt sich die Gelenkfunktion auf Dauer erhalten. Ein Experte erläutert die heutigen Therapiemöglichkeiten.

Bei Knorpelschäden gibt es grundsätzlich zwei Behandlungsoptionen. Man kann versuchen, das Knochenmark zu neuer Gewebeproduktion anzuregen oder Gewebe mit gesunder Oberfläche ins Kniegelenk einpflanzen, erklärte Privatdozent Dr. Matthias Aurich von der Klinik für Orthopädische Chiurgie, Unfall- und Handchirurgie an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna.

Klassifikation von Knorpelschäden

Grad 0: Normalbefund

 

Grad 1: Erweichung der Oberfläche

 

Grad 2: Auffaserung der Oberfläche mit Einrissen und deutlicher Fibrillation, Läsionstiefe < 50 % der Knorpeldicke

 

Grad 3: tiefe Fissuren bzw. Krater, Knochen intakt

 

Grad 4: vollständiger Knorpelverlust mit teilweise frei liegendem Knochen

Zu der ersten Kategorie zählen Anbohren, Abradieren oder Mikrofrakturieren mit dem Ziel, dass Knochenmarkstammzellen in den Defekt einwandern und sich dort differenzieren. Damit erreicht man, dass Narbengewebe – häufig auch als fibröses Ersatzgewebe bezeichnet – entsteht. Echter hyaliner Gelenkknorpel entwickelt sich mit diesen Methoden nicht. Histologisch sieht man eine Verdünnung der „Korpelzone“: Nach der hyperzellulären Reparationsphase und Ausheilung wandert die subchondrale Knochengrenze in Richtung Gelenkspalt. Nach einem Jahr sind keine Zellen mehr zu finden und es handelt sich um reines Narbengewebe.

 

Autologes Knorpel-Knochen-Transplantat für die defekte Stelle

Die zweite Möglichkeit besteht in der autologen Knorpel-Knochen-Transplantation OCT*. Bei der am häufigsten angewandten Methode, der Mosaikplastik, werden Knorpel-Knochen-Zylinder von gesunden Gelenkregionen an der schadhaften Stelle eingepflanzt. Probleme ergeben sich durch das sogenannte Missmatch: Der transplantierte Knorpel kommt z.B. von retropatellar und ist deutlich dünner als das originäre Gewebe. Auch das Bonding, die Verbindung zwischen Transplantat und Umgebungsgewebe, ist häufig unzureichend.

Bessere Ergebnisse scheint die autologe Transplantation von adulten Chondrozyten (ACT**) zu bringen. Dabei werden gesunde Knorpelzellen entnommen und im Speziallabor von wenigen Hundertausend auf mehrere Millionen vermehrt. Man bringt sie in einer speziellen bioaktiven Kammer an der defekten Stelle ins Kniegelenk ein – die Kammer soll eine zusätzliche Proliferation der Chondrozyten bewirken.

Ersatzknorpel besitzt 80 % der Steifigkeit des Originals

Zwar entstehe auch hierbei kein echter hyaliner Knorpel, aber mit der Entwicklung hin zu hyalinähnlichem Knorpel komme man dem Ziel oft schon recht nahe, so der Referent. Biomechanische Nachuntersuchungen haben gezeigt, dass der Ersatzknorpel nach acht Jahren immerhin etwa 80 % der Steifigkeit des Originals besitzt.

Allgemein kann man die Mikrofrakturierung bei kleineren Defekten und jungen, aktiven Patienten empfehlen. Wer auf eine schnelle klinische Besserung Wert legt, ist dagegen mit OCT gut beraten. Für größere Knorpeldefekte über 4 cm2 ist die ACT die effektivere Methode – bei jüngeren, sportlichen Patienten auch schon bei kleineren Schäden.

Fortgeschrittene degenerative Gelenkveränderungen aber stellen eine Kontraindikation für die ACT dar. Die Effekte halten über lange Beobachtungszeiträume an, wie eine aktuelle Metaanalyse er­gab. Im Gegensatz dazu werden die Ergebnisse nach Mikrofrakturierung über einen längeren Zeitraum hinweg meist wieder schlechter.

*Osteochondrale Transplantation

**Autologe Chondrozyten Transplantationen

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