Handkantenschlag rächt sich mit Raynaud

Maria Weiß, Foto: thinkstock

Ist gerade kein Hammer zur Hand, behelfen Männer gerne einmal mit einem Handkantenschlag. Möglicherweise mit bösen Folgen für die Blutversorgung.

Ein 58-jähriger Landwirt stellte sich im Kantonsspital St. Gallen mit Weißverfärbungen des linken Zeigefingers vor, die intermittierend auftraten und von Schmerzen und „eingeschlafenem Gefühl“ begleitet wurden. Beim Bewegen der Finger verstärkten sich die Symptome, Hängenlassen des Arms brachte dagegen Linderung.


Philipp Köger und seine Kollegen gingen dieser klassischen Raynaud-Symptomatik bei dem ansonsten gesund wirkenden Mann genauer nach. In der Duplexsonographie war mit den arteriellen Gefäßen bis zum proximalen Handgelenk alles in Ordnung.

Schädigung der A. ulnaris im Sono erkennbar

Im Handbereich sah man jedoch eine auffällig schmalkalibrige A. radialis und auf Höhe der Mittelhandknochen eine aneurysmatisch erweiterte A. ulnaris mit pathologischen Wandveränderungen und thrombotischen Auflagerungen.


Auf Befragen gab der Mann an, beide Hände des Öfteren als Schlagwerkzeuge zu benutzen. Der Verdacht „Hypothenar-Hammer-Syndrom mit thromboembolischen Arterien-Verschlüssen“ bestätigte sich in der Angiographie.

Antikoagulation stellt 
den Blutfluss wieder her

Man leitete eine therapeutische Antikoagulation ein und wies den Patienten an, die Hand zu schonen und nicht mehr als Hammer zu missbrauchen. Das Hypothenar-Hammer-Syndrom findet man am häufigsten bei Mechanikern, Handwerkern und Arbeitern, die gerne einmal die Handkante mit einsetzen.


Die A. ulnaris verläuft am Kleinfinger-Handballen oberflächlich, das Os hamatum bildet ein unnachgiebiges Widerlager. Daher führen rezidivierende Traumata leicht zu Gefäßschäden.

Symptome erst Monate 
nach der Schädigung

Häufig resultiert ein einseitiges Raynaud-Phänomen. Auch Kältegefühl, Kälteintoleranz, Parästhesien, Wundheilungsstörungen, belastungsabhängige Schmerzen und ein lokaler Druckschmerz können auf das Syndrom hinweisen. In manchen Fällen sieht man im Ballengebiet ein Aneurysma auch direkt als pulsierende Raumforderung.


Da die traumatische Schädigung der Symptomatik um Monate vo­rausgehen kann, stellen die Betroffenen selbst meist keinen Zusammenhang her. Hier hilft also nur genaues Nachfragen. Differenzialdiagnostisch müssen andere Ursachen des sekundären Raynaud-Syndroms wie Vaskulitis, Paraneoplasien, Kollagenosen, Karpaltunnelsyndrom und hämatologische Erkrankungen ausgeschlossen werden. 


Quelle: P. Köger et al., 
Schweiz Med Forum 2013; 13 (22): 435-436

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