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Herzinsuffizienz: Verbesserungsbedarf im Notfall und während des stationären Aufenthaltes

Ungefähr 4 % der Patienten, die mit einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz ins Krankenhaus kommen, verlassen die Klinik nicht lebend. Auch für die Entlassenen bleibt die Prognose schlecht. Zwei Monate später sind 30–50 % gestorben oder wurden rehospitalisiert. Die zeitnahe Wiederaufnahme gilt als stärkster Mortalitätsprädiktor, warnte Professor Dr. Michael Böhm vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg.
Diuretikum muss innerhalb von 30 Minuten drin sein
Deshalb kommt es darauf an, die akute Stauung schneller und konsequenter zu beheben und während des stationären Aufenthaltes das volle pharmakotherapeutische Potenzial auszuschöpfen. Bis zur Therapieeinleitung vergehen in Westeuropa ca. drei Stunden. Das geht aus einem internationalen Register hervor. Noch schlechter schneidet nur Nordamerika ab (> vier Stunden). In keiner Region weltweit gelingt es, bei Stauung plus Dyspnoe innerhalb einer Stunde ein Schleifendiuretikum i.v. zu verabreichen.
Im Vergleich zu Patienten, die Furosemid binnen zwei Stunden erhalten, haben diejenigen mit verzögerter Behandlung eine doppelt so hohe Sterblichkeit. „Das Konzept ‚Zeit ist Herz‘ scheint es auch für die Herzinsuffizienz zu geben“, so Prof. Böhm. Denn je länger das Diuretikum auf sich warten lässt, desto höher die Mortalität. Die Evaluation in der Notaufnahme sollte im Optimalfall maximal fünf Minuten dauern. Nach 20 Minuten muss die Diagnostik (z.B. Herzecho) abgeschlossen sein. Und spätestens nach einer halben Stunde erhält der Betroffene dann das Diuretikum.
Die Situation in Deutschland
Schnittstellenproblematik jenseits der Pathophysiologie
Darüber hinaus ist es wichtig, Herzinsuffiziente optimal in die vulnerable poststationäre Phase zu schicken. Eine ältere Registerstudie zeigte: 91 % der Patienten, die in der Klinik mit einem Betablocker starteten, nahmen diesen drei Monate später immer noch. Der Anteil sank auf 73 %, wenn das Medikament erst poststationär angesetzt wurde. Das spricht laut dem Referenten für eine Schnittstellenproblematik jenseits der Pathophysiologie. Wer nach der Entlassung stirbt oder rehospitalisiert wird, sei zwar oft gebrechlicher, aber meistens nicht vollständig therapiert. Daher riet Prof. Böhm, im Krankenhaus zu intervenieren. „Und wenn Sie das tun, dann mit den besten Medikamenten.“ Der Kollege verwies auf ein Konsensuspapier der ESC* Heart Failure Association, wonach als Alternative zum ACE-Hemmer bzw. AT1-Antagonisten auch Sacubitril/Valsartan erwogen werden kann, um das unmittelbare Risiko für unerwünschte Ereignisse zu senken. Außerdem sollte man die Komorbiditäten im Blick behalten. Schließlich sterben inzwischen mehr Patienten an Begleiterkrankungen als an der eigentlichen Herzschwäche.* European Society of Cardiology
Quelle: 15. DGK-Kardiologie-Update-Seminar
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