Hightech im Herzkatheterlabor

Dr. Anja Braunwarth

Einen Schwachpunkt im Katheterlabor müsse man stets im Blick haben: den Menschen. (Agenturfoto) Einen Schwachpunkt im Katheterlabor müsse man stets im Blick haben: den Menschen. (Agenturfoto) © iStock/Image Supply

Schon heute kommt so manches Herzkatheterlabor als Hightech-Werkstatt daher. Und der Trend hin zu immer kleinerer und präziserer Technik nimmt Fahrt auf.

Für die perkutane Intervention gibt es laut Prof. Dr. Christian Hamm von der Abteilung Kardiologie an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim zwei wesentliche Herausforderungen: In der Diagnostik ist es das Aufspüren vulnerabler Plaques, in der Therapie der Umgang mit kalzifizierten Stenosen.

Anhand der fraktionalen Flussreserve (FFR) lässt sich heute die hämodynamische Relevanz intermediärer Stenosen deutlich besser beurteilen als vor der Einführung der FFR-Messungen. Aber 20 % der Patienten mit Myokardinfarkt haben Stenosen von weniger als 50 % des Lumens, und das Ereignis beruht eher auf vulnerablen Plaques, so Prof. Hamm.

Diagnostische Angiographie zukünftig obsolet?

Um diese Einlagerungen zu entdecken und um Aufschluss über Morphologie und Aufbau (stabil oder instabil?) zu erhalten, ist die optische Kohärenztomographie gut geeignet, so der Referent. Ähnliches leistet der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) mit virtueller Histologie. Auch eine CT gibt Auskunft über die Beschaffenheit der Plaques.

Als vielversprechende Methode der Zukunft nannte Prof. Hamm die photonenzählende CT, die eine ganz neue Dimension der Computertomographie darstelle. „Ich möchte prognostizieren, dass wir in vielleicht einem Jahrzehnt, wenn die Technik auf den Markt kommt, keine diagnostische Angiographie mehr brauchen.“ Das aber dürfte dazu führen, dass junge Kollegen die Angio vielfach gar nicht mehr erlernen würden, gab er zu bedenken. In der Folge könnten sie die Methode dann auch nicht mehr therapeutisch nutzen.

Mit dem Alter des Patienten nimmt naturgemäß der Anteil an kalzifizierten Plaques in den Koronarien zu. Um diese Läsionen zu beseitigen, stehen eine ganze Reihe moderner Verfahren bereit, z.B. Hochdruckballonkatheter oder Scoring und Cutting Balloons mit Draht bzw. Schneidvorrichtungen, mit denen sich die Verkalkungen aufbrechen lassen. Durch die größere Zahl an kalzifizierten Stenosen im klinischen Alltag erlebt zudem die fast schon verschwundene Rotablation eine gewisse Renaissance, berichtete der Referent.

Zwei Techniken sind neu hinzugekommen: die koronare Lithoplastie und die orbitale Atherektomie. Bei der koronaren Lithoplastie werden Verkrustungen durch Stoßwellen, die über einen Ballon an die Gefäßwand abgegeben werden, aufgebrochen, was die anschließende Stentung ermöglicht. Kern der orbitalen Atherektomie ist ein Diamantbohrkopf, der mit hoher Drehzahl Teile des Plaques abhobelt. Prinzipiell handelt es sich also um eine Kombination aus Rotablation und Lithoplastie. Auch die Stenttechnologie selbst hat sich entscheidend weiterentwickelt, wie Prof. Hamm beschrieb. Er hob diesbezüglich die Vorteile durch die ultradünnen Stents hervor.

Einen Schwachpunkt im Katheterlabor müsse man stets im Blick haben: den Menschen. Prof. Hamm sieht mit Blick auf die Grenzen des menschlichen Leistungsvermögens v.a. in der Robotertechnologie große Chancen. Die zunehmende Automatisierung verspreche eine erhebliche Zeitersparnis, geringeren Kontrastmittelverbrauch und eine niedrigere Strahlenbelastung. Therapeutisch dürften Roboter künftig dann gute Dienste leisten, wenn die Koronarangiographie seltener beherrscht wird und damit nicht mehr flächendeckend zur Verfügung steht.

Quelle: Rhein-Main Herztage 2022*

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Einen Schwachpunkt im Katheterlabor müsse man stets im Blick haben: den Menschen. (Agenturfoto) Einen Schwachpunkt im Katheterlabor müsse man stets im Blick haben: den Menschen. (Agenturfoto) © iStock/Image Supply