
Höchste jährliche Fallzahl seit Einführung der Meldepflicht

Die Häufigkeit von Keuchhustenerkrankungen hatte während der Coronapandemie durch die allgemeinen Schutzmaßnahmen abgenommen. Inzwischen beträgt die wöchentliche Inzidenz jedoch im Schnitt etwa das Doppelte der präpandemischen Jahre 2013 bis 2019. Die Schwere der Krankheitsverläufe und die Altersverteilung sind dabei allerdings relativ konstant geblieben. In den allermeisten Fällen handelt es sich bei dem verantwortlichen Erreger um Bordetella pertussis, berichten Dr. Viktoria Schönfeld vom Robert Koch-Institut und ihr Team.
Schwere Begleiterkrankungen erhöhen die Sterblichkeit
Säuglinge sind am häufigsten betroffen. Gerade die Kleinsten zeigen jedoch oft einen untypischen Verlauf mit Apnoephasen, weshalb auch 2024 mehr als die Hälfte der erkrankten Kinder stationär eingewiesen werden musste. Bis November 2024 meldete medizinisches Personal dem RKI fünf Keuchhustentodesfälle in diesem Jahr. Generell weisen Säuglinge sowie ältere Kinder und Erwachsene mit schweren Begleiterkrankungen ein besonders hohes Mortalitätsrisiko auf.
Insgesamt waren von den gemeldeten Pertussiskranken die meisten ungeimpft oder hatten nicht die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Auffrischungsimpfungen erhalten. Bei vier von fünf erkrankten Säuglingen hatte die Mutter während der Schwangerschaft keine Pertussisvakzine bekommen.
Demgegenüber steht die Beobachtung, dass im Jahr 2022 laut nationaler Impfquoten bei neun von zehn Kleinkindern und Abc-Schützen ein vollständiger Pertussisimpfstatus bestand. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen, vor allem Schwangeren, ist dieser Status weiterhin suboptimal.
Keuchhusten ist hochansteckend und breitet sich daher in ungeschützten Gruppen schnell aus. Dabei können auch geimpfte oder früher an Keuchhusten Erkrankte Überträger sein oder sogar selbst erkranken. Möglich ist auch eine asymptomatische Kolonisierung, wobei die Verbreitung des Erregers in diesem Kontext noch kontrovers diskutiert wird.
Vollständig durchgeimpfte ältere Kinder und Jugendliche weisen nur ein geringes Risiko für eine schwere Erkrankung auf. Das gilt auch für Erwachsene, für die die STIKO bei der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherieauffrischung zusätzlich eine Pertussisvakzinierung empfiehlt. Ein immerhin moderates Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf tragen Ältere ab dem 65. Lebensjahr und Personen mit Immundefizienz bzw. anderen schweren Grunderkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen. Nach engem Kontakt zu Pertussiskranken besteht die Möglichkeit einer Chemoprophylaxe mit einem Makrolid-Antibiotikum, das die Erkrankung zumindest abschwächen kann.
Quelle: Schönfeld V et al. Epid Bull 2024; 48: 3-7; doi: 10.25646/12936
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