IFNγ als relevantes Target bei hämophagozytischer Lymphohistiozytose

Dr. Katharina Arnheim

Die pHLH ist selten und potenziell lebensbedrohlich. Die pHLH ist selten und potenziell lebensbedrohlich. © wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0)

Bislang führen Therapien der primären hämophagozytischen Lymphohistiozytose zu einer generellen Immunsuppression. Mit dem Anti-IFNγ-Antikörper Emapalumab könnte sich das ändern. Die Ansprechraten liegen bei der Behandlung deutlich über der Nullhypothese.

Die primäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (pHLH) ist ein seltenes und potenziell lebensbedrohliches hyperinflammatorisches Syndrom, dem eine Dysregulation der Immunantwort zugrunde liegt und das oft mit genetischen Defekten der zytotoxischen Funktion assoziiert ist. „Die geschätzte Inzidenz liegt bei einem Fall pro 50 000 Neugeborenen“, informierte Professor Dr. Franco Locatelli vom Ospedale Pediatrico Bambino Gesù in Rom. Ähnlich wie bei der Sepsis entwickelt sich ein Zytokinsturm mit Freisetzung proinflammatorischer Zytokine. Klinisch manifestiert sich die pHLH mit:

  • anhaltendem Fieber,
  • Zytopenien,
  • einer Vergrößerung der Milz und meist auch der Leber sowie n erhöhten Ferritin-, Fibrinogen- und Triglyzeridspiegeln.

Antikörper bindet lösliches und gebundenes IFNγ

Aufgrund der bei pHLH-Patienten beobachteten erhöhten Interferon-gamma(IFNγ)-Spiegel bietet sich das Zytokin als rationales Target für die Behandlung dieser Erkrankung an, erläuterte der Experte. Mit Emapalumab steht inzwischen ein vollhumaner anti-IFNγ-Antikörper zur Verfügung, der das Molekül mit hoher Affinität bindet und so neutralisiert. „Emapalumab erkennt sowohl lösliches als auch an den Rezeptor gebundenes IFNγ“, so Prof. Locatelli.

Geprüft wurde der Antikörper in der in Europa und den USA erstellten Phase-II/III-Studie NI-0501-04 und in der Langzeit-Nachbeobachtungsstudie NI-0501-05. Insgesamt wurden 34 Kinder im Alter zwischen einem Monat und 13 Jahren rekrutiert. 27 von ihnen hatten auf die konventionelle HLH-Therapie nicht angesprochen. Emapalumab wurde intravenös initial in einer Dosis von 1 mg/kg alle 3–4 Tage infundiert; bei Bedarf konnte die Dosierung auf bis zu 10 mg/kg gesteigert werden. Zusätzlich erhielten die Kinder begleitend Dexamethason (5–10 mg/m²), das im Studienverlauf ausgeschlichen werden konnte. Nach Ende der achtwöchigen Therapie konnten sich die Patienten entweder einer HSZT unterziehen oder in die Langzeitstudie wechseln.

Benefit auch nach Versagen der konventionellen Therapie

Knapp zwei Drittel der Patienten (64,7 %) sprachen auf Emapalumab mit einer klinisch sowie anhand von Laborkriterien erfassten Reduktion der Entzündungs- und Krankheitsaktivität an: Dokumentiert wurden eine Abnahme des Fiebers, die Rückbildung von Splenomegalie und Zytopenie sowie ein Abfall der verschiedenen erhöhten Laborwerte. In der Subgruppe von Patienten mit Versagen der konventionellen Therapie war die Ansprechrate mit 63 % ähnlich hoch wie im Gesamtkollektiv. „Diese Raten sind erheblich höher als die vorab spezifizierte Nullhypothese von 40 %. Damit kann der Antikörper die durch IFNγ ausgelöste Hyperinflammation kontrollieren“, kommentierte Prof. Locatelli. Die Remissionen traten sehr rasch ein – median acht Tage nach Therapiebeginn – und hielten während der Behandlung an. Die mediane Remissionsdauer bis zur HSZT betrug 33,5 Tage. Der Pädiater wies darauf hin, dass der Antikörper nicht nur die exazerbierten Immunreaktionen abschwächt, sondern auch die Prognose nach allogener HSZT verbessert.

Bisherige Therapien sind unspezifisch

Wichtigste Maßnahme zur Reduktion der Hyperinflammation ist die immunsuppressive Therapie mit Dexamethason und Etoposid; die zusätzliche Gabe von Ciclosporin A hat sich in puncto Überleben als nicht effektiv erwiesen. Doch führen die derzeitigen Therapien zu einer generellen Immunsuppression, Etoposid auch zur Myelosuppression. Zudem gibt es für nicht ansprechende Patienten derzeit keine Salvagetherapie. Daher besteht weiterhin therapeutischer Optimierungsbedarf, konstatierte Prof. Locatelli.

Nebenwirkungen sind gut zu behandeln

Emapalumab wurde generell gut vertragen: Häufigste unerwünschte Ereignisse waren Infektionen, Hypertonie und Fieber. Diese waren teilweise durch die Therapie, teilweise durch die Erkrankung selbst bedingt. Infusionsreaktionen wurden bei etwa einem Viertel der Patienten beobachtet. Nur bei einem Kind musste die Behandlung nebenwirkungsbedingt abgebrochen werden.

Quelle: Locatelli F et al. ASH 2018; Abstract LBA-6

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Die pHLH ist selten und potenziell lebensbedrohlich. Die pHLH ist selten und potenziell lebensbedrohlich. © wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0)