Immer mehr Therapieansätze gegen Hepatitis-D-Viren

Maria Weiß

Zur Behandlung der Hepatitis D laufen derzeit zahlreiche Studien. Zur Behandlung der Hepatitis D laufen derzeit zahlreiche Studien. © Destina – stock.adobe.com

Eine Koinfektion mit Hepatitis-B- und -D-Viren gilt als schwerste Form der chronischen viralen Hepatitis.

Sie schreitet schnell zu Leberzirrhose und vor allem in Asien auch zu Leberkrebs fort. Ganz machtlos ist man aber heute in diesen Fällen nicht, erklärte Prof. Dr. Heiner­ Wedemeyer­ von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Es macht also durchaus Sinn, alle Patienten mit einer chronischen Hepatitis B auf Hepatitis D zu screenen. Dazu gehört der Nachweis von HDV-RNA mit geeigneten neueren Assays und immer auch die gesamte HBV-Virologie. Bei HDV-positiven Patienten sollte das Stadium der Lebererkrankung erfasst und auf eine mögliche HDV-induzierte Autoimmunität untersucht werden.

PEG-IFNa-2a führt bei ca. 25 % der Patienten zur Suppression

Was hat man für Therapieoptionen? Eine Möglichkeit ist die antivirale Behandlung der Hepatitis B mit Tenofovir und Entecavir – der Erfolg ist aber fraglich. Eine weitere Option ist die Gabe von PEG-IFNa-2a, die bei etwa 25 % der Patienten zu einer Suppression der HDV-RNA führt. Die Behandlung muss aber wahrscheinlich sehr lange fortgeführt werden – selbst 96 Wochen reichen bei anfänglichem Ansprechen einer Studie zufolge nicht aus, um ein späteres Rezidiv zu verhindern. Wie lange man behandeln soll, weiß also letztendlich keiner, sagte der Hepatologe. Genotyp 5 und eine geringe HDV-RNA-Last zu Beginn scheinen die Chance auf das Ansprechen auf die Interferontherapie zu erhöhen. Eine HDV-Dominanz über HBV und eine hohe Rate an CD56dim-natürlichen Killerzellen schmälern die Chance.

Für Patienten, die nicht auf Interferon angesprochen oder ein Rezidiv entwickelt haben, kommt eine Therapie mit Bulevirtid infrage. Unter der Monotherapie kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Leberenzyme und zur Blockade des Eintritts von Hepatitis-B- und Hepatitis-D-Viren in Hepatozyten. Auch Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und klinisch signifikanter portaler Hypertension sprechen auf die Therapie an. Bis auf einen häufig auftretenden Anstieg der Gallensäure ist Bulevirtid gut verträglich.

Für verschiedene Substanzen laufen derzeit Studien

Die Kombination von Bulevirtid mit PEG-INFa-2a scheint einen synergistischen Effekt zu haben. Nach dem Absetzen drohen aber Rezidive.

Zahlreiche Substanzen zur Behandlung der Hepatitis D werden zurzeit untersucht. Mit dem Inhibitor des Enzyms Farnesyltransferase Lonafarnib läuft zurzeit eine Phase-3-Studie. Die Ergebnisse werden 2023 erwartet. Auch für Interferon lambda wird gerade für eine Phase-2-Studie rekutiert. Weitere protenzielle Kandidaten sind Nukleinsäure-Polymere sowie siRNA und monoklonale Antikörper gegen HBsAg. Es wird also in Zukunft wahrscheinlich möglich sein, für Patienten mit Hepatitis D eine individuell zugeschnittene Therapie zu finden, sagte Prof. Dr. Wedemeyer.

Quelle: United European Gastroenterology (UEG) Week 2022    

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Zur Behandlung der Hepatitis D laufen derzeit zahlreiche Studien. Zur Behandlung der Hepatitis D laufen derzeit zahlreiche Studien. © Destina – stock.adobe.com