
Immuntherapie floppt

Die perioperative Chemotherapie mit dem FLOT*-Regime ist Standard für Erkrankte mit operablem gastroösophagealem Adenokarzinom. Dieses Regime verfolgt das Ziel, die Rate an kurativen Resektionen zu verbessern und okkulte Metastasen zu eliminieren. Doch trotz Chemotherapie und chirurgischer Intervention kann weniger als die Hälfte der Patient:innen geheilt werden. Das höchste Rezidivrisiko besteht laut Prof. Dr. Florian Lordick, Universitätsklinikum Leipzig, wenn Absetzungsränder tumorbefallen sind (R1) oder nach der Chemotherapie noch positive Lymphknoten vorliegen (ypN+). In diesen Fällen ist der Nutzen einer postoperativen Chemotherapie fraglich.
Die Autor:innen der Phase-2-Studie EORTC-1707-VESTIGE evaluieren in diesem Setting den klinischen Benefit einer adjuvanten Behandlung mit Nivolumab plus Ipilimumab im Vergleich zum bisherigen Standard einer postoperativen Chemotherapie zur Komplettierung des perioperativen Konzepts. Im Detail prüften sie, ob die duale Immunkombination bei Erkrankten mit Magenkarzinomen im Stadium Ib–Va oder mit Hochrisiko-Adenokarzinomen des ösophagogastralen Übergangs (ypN1–N3 und/oder R1-Status) das krankheitsfreie Überleben (DFS) verbessern kann.
240 Personen erhielten 1:1 randomisiert entweder 3 mg/kg Nivolumab alle zwei Wochen + 1 mg/kg Ipilimumab Q6W adjuvant für ein Jahr (n = 95) oder alternativ eine postoperative Chemotherapie (n = 94). Eine Signifikanz lag definitionsgemaß vor, wenn der primäre Endpunkt DFS nach einem Jahr von 65 % auf 74 % unter der Immunkombination anstieg, mit einer Hazard Ratio von 0,7.
Prof. Lordick stellte eine Interimsanalyse nach Randomisierung von 191 Erkrankten und einem medianen Follow-up von 11,5 Monaten für den Immuntherapie- und 9,4 Monaten für den Chemotherapie-Arm vor. Das Ergebnis bestätigte den bisherigen Behandlungsstandard: Mit einer postoperativen Chemotherapie wurde ein medianes DFS von 23,3 Monaten erreicht vs. 11,9 Monate im Prüfarm. Die Zwöf-Monats-PFS-Rate betrug 62,2 % vs. 49,3 %. Auch hinsichtlich des Gesamtüberlebens waren die CPI unterlegen: Das mediane OS in der experimentellen Gruppe betrug 23,13 Monate, während es in der Kontrolle noch nicht erreicht war. Der Benefit zugunsten des bisherigen Standards zeigte sich über alle evaluierten Subgruppen hinweg.
Prof. Lordicks Fazit: Eine adjuvante Chemotherapie sollte für Patient:innen mit gastroösophagealen Adenokarzinomen und hohem Rezidivrisiko (N+ oder R1) weiterhin empfohlen werden. Dies umso mehr, als dass die postoperative Chemotherapie auch noch „vernünftig toleriert“ wurde.
* 5-Fluorouracil, Folinsäure, Oxaliplatin, Docetaxel
Quelle: Lordick F et al. Jahrestagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Abstract V867 und Vortrag; Kongressbericht Jahrestagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie
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