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Cartoon Medizin und Markt
In Panik geraten

Panikstörungen mit oder ohne Agoraphobie betreffen vor allem Jüngere und eher Frauen, sagte Dr. Axel Cicha, Neurologe und Psychiater aus Brunnthal. Als typisch schilderte er 20- bis 30-Jährige, die aussehen wie das blühende Leben und in der Notaufnahme über vielfältige Symptome wie Herzrasen, Enge in der Brust und Erstickungsgefühle klagen. Dazu kommt oft die Angst, verrückt zu werden, die Kontrolle zu verlieren oder gar zu sterben. Patienten mit einer Agoraphobie erleben diese Symptome in Verbindung mit bestimmten auslösenden Situationen, z.B. auf Brücken, in Zügen oder Menschenansammlungen.
Bei einer voll ausgebildeten Panikstörung treten die Attacken im Mittel 3,9-mal pro Woche auf und dauern ca. eine halbe Stunde. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein, in einer Studie mit 367 Teilnehmern entwickelten 18,6 % nach vier Jahren einen schweren chronischen Verlauf, 31 % erlebten eine anhaltende Besserung.
Davon abgrenzen muss man die generalisierte Angststörung (GAD). Die körperlichen Symptome ähneln zwar denen der Panikattacke – die Angst kommt aber nicht in Anfällen, sondern bleibt dauerhaft. Als eigenes Krankheitsbild wird heute die soziale Phobie betrachtet. Bei ihr besteht eine übermäßige Angst vor bestimmten Situationen im sozialen oder beruflichen Leben, in denen es zu subjektiv empfundenem Versagen oder Peinlichkeiten kommen kann. Das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen. Oft beginnt die Erkrankung bereits in der Schule oder während der Berufsausbildung und verläuft chronisch.
Bei allen Angststörungen muss sichergestellt werden, dass die geschilderten Symptome nicht auf körperliche Erkrankungen wie eine Hyperthyreose bzw. andere psychiatrische Störungen zurückzuführen sind, betonte Dr. Cicha.
Therapeutisch stehen kognitive Verhaltenstherapien (ggf. Konfrontation mit der auslösenden Situation) sowie eine Psychopharmakotherapie insbesondere mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) im Vordergrund. Eine Psychoanalyse bleibt bei Angststörungen wirkungslos. Autogenes Training eignet sich nicht für unbehandelte Patienten und sollte nicht am Anfang stehen, erklärte Dr. Cicha.
Was die SSRI angehe, habe er bei Panikstörungen gute Erfahrungen mit Escitalopram in Tropfenform gemacht, das schrittweise bis zur effektiven Dosis aufdosiert werden könne.
Betablocker für Musiker mit Lampenfieber
Viele Neuroleptika lösen zwar auch Angst, werden aber wegen potenzieller Nebenwirkungen bei reinen Angststörungen nicht unbedingt empfohlen. Zu Betablockern rät der Psychiater nur Berufsmusikern mit Lampenfieber, um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Benzodiazepine zeigen zwar in der Akutsituation eine rasche Wirkung, bergen aber das Risiko der Abhängigkeit. Reversible MAO-Hemmer werden relativ gut vertragen und führen nicht zur Abhängigkeit. Sie sind aber nur für die soziale Phobie zugelassen. Pregabalin kann bei GAD zum Einsatz kommen.
Eine pflanzliche Alternative bieten Lavendelöl-Präparate (z.B. Lasea®), die zu einer verminderten Ausschüttung angstfördernder Neurotransmitter führen. Mit ihnen muss man weder Sedierung noch Wechselwirkungen fürchten und es besteht kein Abhängigkeitspotenzial.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 29.05.2021 in Berlin, unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG
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