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Inflammation toppt Obstruktion

Zur Abklärung einer stabilen Angina pectoris wird primär eine CT-Angiografie der Koronargefäße (Herz-CT) empfohlen. Hier zeigen sich bei zahlreichen Betroffenen jedoch weder eine obstruktive koronare Gefäßerkrankung noch sichtbare Plaques. Für diese Gruppe gibt es keine spezifischen Empfehlungen zum weiteren Management. Allerdings kommt es unter solchen Patienten im Vergleich zu denjenigen mit ausgeprägter Koronarstenose im Verlauf der nächsten drei Jahre fast doppelt so häufig zu schweren kardiovaskulären Komplikationen oder zum Tod. Woran liegt das?
Dr. Kenneth Chan von der University of Oxford und Kollegen überprüften die Hypothese, dass dieses erhöhte kardiovaskuläre Risiko in einer Koronargefäß-Inflammation begründet ist. Sie bestimmten bei 40.091 Patienten, die einer CT-Koronarangiografie unterzogen wurden, den sog. FAI*-Score als Marker für entzündliche Prozesse in den Koronararterien. Der Wert erfasst radiologisch sichtbare Auffälligkeiten des perivaskulären Fettgewebes als Folge einer Inflammation.
Der Großteil der untersuchten Patienten (81,1 %) wies keine Obstruktion der Koronargefäße auf. Interessanter Weise waren es aber hauptsächlich eben solche Patienten, die in der Folge Herzprobleme entwickelten: Insgesamt 4.307 Patienten erlitten innerhalb von 2,7 Jahren eine schwere kardiovaskuläre Komplikation, davon hatten zwei Drittel zuvor keine Obstruktionen der Koronargefäße aufgewiesen. Wer einen FAI-Score aller Koronargefäße im oberen Quartil aufwies, unterlag im Vergleich zu denjenigen im untersten Quartil einem zusätzlich höheren Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis (Hazard Ratio, HR, 12,6). Auch unter den 1.754 Patienten mit kardialer Todesursache stellten die Patienten ohne relevante Koronarstenose zwei Drittel. Hier verstärkte ein hoher FAI-Score das Risiko ebenfalls (HR 29,8).
Insgesamt stellte sich der FAI-Score als aussagekräftiger Prognosefaktor unabhängig von anderen klassischen kardialen Risikofaktoren oder dem Vorliegen einer Koronarstenose dar, wie sich bei der Auswertung von Patienten mit einem Follow-up von 7,7 Jahren ergab. Der FAI-Score wurde zudem in einen auf Künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmus zur Risikobewertung integriert. Dieser erwies sich als verlässliches prognostisches Instrument, das als Alternative zu üblichen Beurteilungssystemen dienen könnte.
* perivascular fat attenuation index
Quelle: Chan K et al. Lancet 2024; 403: 2606-2618; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00596-8
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