Mit guter Laune gegen Angina Pectoris

Manuela Arand

Anders als man meinen sollte ist das Humortraining eine ernste Angelegenheit. Anders als man meinen sollte ist das Humortraining eine ernste Angelegenheit. © fotolia/Photographee.eu

Ein Jahr nach erfolgreicher Koronarrevaskularisierung klagt jeder vierte Patient über Angina pectoris. Wenn andere Optionen nicht fruchten, hilft vielleicht ein professionelles Humortraining.

Ganz egal, ob die Koronarob­struktion per Bypass versorgt oder perkutan gestentet wurde – zwölf Monate nach dem Eingriff sind nur noch 60 bis 80 % anginafrei, berichtete Privatdozent Dr. Peter Ong vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Ein ähnliches Bild boten kleinere Studien, in denen Stent und optimale medikamentöse Therapie verglichen wurden.

Das lässt sich nicht einfach als „Pech für manche Patienten“ abtun. Es besitzt hohe prognostische Relevanz, wie eine Analyse von fast 9000 ambulanten Patienten belegt, die sich einer perkutanen Koronar­intervention (PCI) unterzogen hatten. Wer die schlechtesten Werte im Seattle Angina Questionnaire aufwies, überlebte mit 25%iger Wahrscheinlichkeit keine zwei Jahre mehr. „Die Frage, ob jemand nach erfolgreicher PCI Angina hat oder nicht, ist enorm wichtig für die Prognose“, betonte Dr. Ong.

Vasomotorische Störungen betreffen häufiger Frauen

Die Gründe, weshalb Patienten nach Intervention symptomatisch bleiben oder wieder werden, hat die internationale COVADIS**-Gruppe kürzlich zusammengestellt. Unterscheiden lassen sich demnach:

  • funktionelle Probleme (epikardiale Koronarspasmen oder mikrovaskuläre Funktionsstörungen)
  • strukturelle Schäden
  • residuelle oder progrediente Stenosen
  • Stentthrombosen
  • Koronardissektion (oft bei jüngeren Frauen)
  • intramyokardiale Muskelbrücken, die das Gefäß abklemmen

Speziell bei Diabetikern findet sich häufig eine diffuse Koronararteriosklerose, die der PCI nicht zugänglich ist. Vasomotorische Störungen kommen besonders häufig bei Frauen vor, nicht selten sind bei ihnen Koronarien und Mikrozirkulation zugleich betroffen. Da Frauen zum Zeitpunkt der PCI im Schnitt älter sind als Männer und deshalb mehr Risikofaktoren mitbringen, bleibt bei ihnen öfter eine residuelle Koronarsklerose zurück, die für eine Persistenz der pektanginösen Symptomatik sorgt.

Manche Teilnehmer hatten sogar Beschwerden in Ruhe

In einer aktuellen, noch nicht veröffentlichten Studie haben Dr. Ong und Kollegen untersucht, ob Humortraining neben der leitliniengerechten medikamentösen Therapie betroffenen Patienten helfen kann. An der Studie beteiligten sich 31 Patienten mit therapierefraktärer Angina pectoris (AP) bei stabiler KHK, fast alle Frauen.

Jeder Vierte hatte bereits einen Myokardinfarkt hinter sich, aber die Pumpfunktion war mit einer durchschnittlichen Ejektionsfraktion von 63 % recht gut erhalten. Die Sym­ptomausprägung reichte von CCS***-Klassifikation II (Beschwerden bei moderater Belastung) bis CCS IV (Beschwerden in Ruhe). Die Patienten waren hinsichtlich ihrer Symptome weitgehend aus­therapiert und stark beeinträchtigt.

Alle nahmen über sieben Wochen am Humortraining teil, das pro Woche aus einer 1,5-stündigen Sitzung in kleinen Gruppen bestand. „Humortraining“ ist dabei nicht so zu verstehen, dass ein Komiker die Probanden bespaßte und zum Lachen brachte, sondern eine ernsthafte, professionelle Angelegenheit, wie Dr. Ong betonte. Das Training zielt nicht allein darauf, Patienten besser gelaunt zu machen, sondern nimmt Kognition, Verhalten und Physiologie gleichermaßen ins Visier. Es soll vermitteln, wie sich Humortechniken einsetzen lassen, um den Alltag zu bewältigen.

Weniger Depressivität und besseres Stresslevel

Zu Beginn und am Ende der Studie erfolgten umfassende psychometrische und laborchemische Tests plus Ergometrie und EKG. Das Training verbesserte Depressivität und Stresslevel, objektiviert anhand des Kortisolgehalts im Kopfhaar. Die Werte im STHI-S-Fragebogen, der die Erheiterbarkeit misst, stiegen signifikant an.

Auf dem Ergometer zeigten die Teilnehmer eine bessere Belastbarkeit, auch wenn die Prä-Post-Unterschiede wegen der kleinen Studiengröße die Signifikanz knapp verfehlten. Wenn man bedenkt, dass Patienten mit AP häufig unter Stress und Depressionen leiden, „erscheint das als eine Alternative, die uns zu denken geben sollte“, meinte Dr. Ong abschließend.

Quelle: 85. Jahrestagung der DGK*

* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
** Coronary Vasomotor Disorders International Study Group
***Canadian Cardiovascular Society

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