
Inhalative Kortikosteroide jetzt auch bei mildem Asthma im Gespräch

Insgesamt hatten an der jetzt neu ausgewerteten START*-Studie 7138 Patienten mit mildem, seit höchstens zwei Jahren bestehendem Asthma teilgenommen. Je etwa die Hälfte war über drei Jahre einmal täglich mit niedrigdosiertem Budesonid (400 µg; Kinder 200 µg) bzw. Placebo behandelt worden. Wie das Team um Dr. Helen K. Reddel vom Woodcock Insitute of Medical Research der University of Sydney nun aus den Datensätzen herausarbeitete, litten in den zwei Wochen vor Studienbeginn 31 % der Teilnehmer an maximal einem Tag pro Woche unter Asthma-Symptomen, 27 % an ein bis zwei Tagen und 43 % an zwei Tagen oder mehr.1
Stratifiziert nach diesen Gruppen ermittelten die Forscher nun die Zeit bis zum ersten schweren Asthma-bedingten Ereignis (Krankenhauseinweisung, Notfallbehandlung, Tod) sowie die Veränderung der Lungenfunktion nach Gabe eines bron-chienerweiternden Medikaments.
ICS verlängerten die Zeit biszum schweren Ereignis
Die langfristige Therapie mit Budesonid verlängerte die Zeit bis zu einem schweren Asthma-bedingten Ereignis im Vergleich zu Placebo signifikant; die Lungenfunktion nach Gabe eines bronchienerweiternden Medikaments nahm unter der Steroidgabe weniger schnell ab. Zudem halbierte sich die Anzahl der schweren Exazerbationen und die Symptomkontrolle besserte sich. Für keinen dieser Effekte spielte es eine Rolle, wie häufig die Beschwerden vorher aufgetreten waren.
Aus Sicht der Studienautoren gibt es daher keine Evidenz dafür, inhalative Kortikosteroide erst einzusetzen, wenn die Patienten an zwei Tagen pro Woche oder häufiger an Asthma-Symptomen leiden. Sie regen an, die Leitlinien-Empfehlungen zu überdenken. Da allerdings eine regelmäßige Therapie des milden intermittierenden Asthmas mit ICS vermutlich weder von den Ärzten noch von den Kranken gut akzeptiert würde, schlagen sie eine Bedarfstherapie mit ICS für diese Patientengruppe als praxistauglichen Kompromiss vor.
Ein Kommentar zur Publikation sieht die Daten kritisch2. Aus Sicht von Professor Dr. Alberto Papi, Research Centre on Asthma and COPD, Universität Ferrara, und seines Kollegen weist die neue Auswertung methodische Mängel auf. Zudem bietet eine Posthoc-Analyse generell keine Grundlage für solch weitreichende Schlussfolgerungen. Dafür bedarf es prospektiver, randomisierter Studien.
* Steroid Treatment As Regular Therapy in early asthma
1 Reddel HK et al. Lancet 2016; online first
2 Papi A, Fabbri LM, a.a.O.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).