Nebenschauplatz Glandula adrenalis

Bei einem schweren Asthma bronchiale schlagen Biologika oft so gut an, dass die Patienten am liebsten alle anderen Medikamente sofort absetzen würden, vor allem orale Kortikosteroide (OCS). Doch Vorsicht: Hat sich unter der Steroid­gabe eine Nebenniereninsuffizienz entwickelt, kann sich diese als hartnäckig erweisen.

Bisher gibt es keinen Konsens, wie der Entzug oraler Steroide bei Asthmapatienten zu bewerkstelligen ist. Deshalb hat eine internationale Forschergruppe in einer offenen Multizenterstudie an knapp 600 Patienten mit eosinophilem Asthma einen personalisierten Algorithmus getestet, der helfen sollte, OCS patientengerecht zu tapern.1 Personalisiert hieß dabei: Die Steroid­dosis wurde je nach Ausgangsdosis, Asthmakontrolle und Nebennierenfunktion alle ein bis vier Wochen um 1–5 mg reduziert. Alle Teilnehmer hatten zuvor mindestens drei Monate lang OCS genommen und unterzogen sich vor, während und nach dem Tapern sequenziellen Serumkortisol­messungen.

Sechs von zehn mit insuffizienter Organfunktion

Dies erfolgte so lange, bis sich die Nebennierenfunktion normalisiert hatte. Als Biologikum wurde in der Studie der IL-5-Rezeptorantikörper Benralizumab eingesetzt. 

Bei Einschluss in die Studie wiesen nur 40 % der Patienten eine normale Nebennierenfunktion auf, berichtete Prof. Dr. Roland Buhl von der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Zwei bis drei Monate später waren es 62 %. Die Erhaltungsphase der Studie läuft noch, aber schon jetzt ist zu folgern, dass beim Entzug oraler Kortikosteroide die Nebennierenfunktion überwacht werden muss, und zwar umso dringender, je länger die Medikamente gegeben worden waren, betonte Prof. Buhl. Es wird Patienten geben, denen eine mehrjährige OCS-Therapie eine Dysfunktion mit lebenslangem Substitutionsbedarf beschert – ein weiteres Argument dafür, diese Medikamente nach Möglichkeit zu vermeiden, vor allem in der Dauertherapie.

1. Menzies-Gow A et al. Lancet Respir Med 2022; 10: 47-58; DOI: 10.1016/S2213-2600(21)00352-0

Kongressbericht: 19. Pneumologie-Update-Seminar