
So lassen sich inhalative Kortikosteroide bei COPD absetzen

Inhalative Kortikosteroide (ICS) können Patienten mit moderater bis schwerer COPD vor Exazerbationen schützen. Studien zeigen aber, dass oft Kranke die Substanzen erhalten, für die nie ein Benefit gezeigt wurde und denen möglicherweise sogar Schäden drohen. Deshalb brauchen Ärzte evidenzbasierte Strategien, wann und wie sie ICS absetzen sollten. Eine internationale Taskforce hat nun im Auftrag der European Respiratory Society eine Leitlinie dazu erarbeitet.
Das Team um Professor Dr. James D. Chalmers, School of Medicine, Universität Dundee, analysierte die Daten aus vier qualitativ hochwertigen Studien mit insgesamt 4492 Patienten und leitete daraus die drei anfangs beschriebenen Merksätze ab, alle mit moderater Evidenz unterlegt. Schwierig wird es mit Empfehlungen für Häufigexazerbierer (mehr als ein moderater Ausbruch im Vorjahr) mit niedriger Eosinophilenzahl, weil hierfür Daten fehlen. In jedem Fall ist ein sorgfältiges Monitoring von Symptomen, Exazerbationen und Lungenfunktion anzuraten. Manche Patienten verschlechtern sich übrigens bei jeder Änderung im Therapieregime, also auch beim ICS-Entzug.
Entzug hat für die meisten keine Konsequenzen
Aus den Studien geht hervor, dass das Absetzen des Steroids weder das Exazerbationsrisiko steigert noch Lungenfunktion oder Lebensqualität in klinisch relevantem Ausmaß verschlechtert. Das sieht jedoch anders aus bei Subgruppen, die ≥ 330 Eosinophile/µl Blut aufweisen. In diesem Fall flammte die COPD ohne ICS gehäuft wieder auf. Ob andere Subgruppen mit definierter Exazerbationshistorie oder FEV1-Werten ebenfalls profitieren könnten, lässt sich aus den bisherigen Daten nicht herausarbeiten.
Ebenfalls offen bleibt, ob Patienten nach dem Absetzen einen oder zwei lang wirksame Bronchodilatatoren bekommen sollten. Vieles deutete aber auf einen Benefit durch die duale Bronchodilatation hin, die meisten Taskforce-Mitglieder würden sich daher dafür entscheiden. Eine Menge Fragen sind noch unbeantwortet.
„Das sollte künftig nicht mehr vorkommen“
Die Experten wünschen sich Studien, die prospektiv Algorithmen zum ICS-Absetzen je nach Eosinophilenzahl testen. Zudem gelte es, die Frage nach Patienten mit niedrigen Eosinos und vielen Ausbrüchen zu klären sowie den Stellenwert von Exazerbationsphänotyp und Lungenfunktion bei der Entscheidung pro und kontra ICS zu untersuchen. Dass bis zu 70 % der selten exazerbierenden COPD-Patienten von Beginn an mit ICS behandelt werden, auch wenn sie sicher keine Asthmakomponente aufweisen, sollte künftig jedenfalls nicht mehr vorkommen.
Quelle: Chalmers JD et al. Eur Respir J 2020; DOI: 10.1183/13993003.00351-2020
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).