COPD: Älteren die Steroidsprays wegnehmen

Inhalative Kortikosteroide (ICS) sind bislang Standard nach einer COPD-Exazerbation. Könnte aber gerade das Absetzen der Medikamente nach dem akuten Schub der Lunge nützen? Vor allem bei älteren Menschen trifft das wohl tatsächlich zu, haben Dr. ­Taisuke Jo vom Department of Health Services Research an der Medizinischen Fakultät der Universität Tokio und seine Kollegen herausgefunden.

Die Forscher griffen auf eine landesweite Patientendatenbank zu. Darin identifizierten sie zunächst 3735 Patienten > 65 Jahre, die zwischen 2010 und 2016 wegen einer exazerbierten COPD stationär aufgenommen worden waren. Diese Gruppe teilten sie dann ein in 971 Kranke, bei denen die behandelnden Kliniker die ICS abgesetzt hatten bzw. die sie mindestens ein Jahr lang nicht mehr verwendeten, und 2764, die sie weiter nutzten.

Risiko für Hospitalisierung um mehr als ein Drittel reduziert

Die Autoren verglichen, wie oft die Betroffenen im Folgejahr erneut wegen eines COPD-Schubs ins Krankenhaus mussten oder – unabhängig von der Ursache – starben. Relevante demografische Faktoren, Begleiterkrankungen und -therapien, in denen sich die Gruppen unterschieden, glichen die Mediziner mit statistischen Korrekturverfahren aus.

Dabei zeigte sich ein um etwa ein Drittel vermindertes Risiko für die beiden Outcome-Parameter (35 % bzw. 29 %), wenn Patienten nach ihrer Entlassung die Steroide nicht mehr inhalierten. Außerdem erhielten Kranke „auf Entzug“ in den zwölf Folgemonaten seltener Antibiotika als die Kontrollen, was die Wissenschaftler stellvertretend für weniger Infektionen der unteren Atemwege sahen. Die Verschreibung systemischer Kortikosteroide ähnelte sich in den beiden Populationen.

Lag begleitend ein Asthma vor, ließen sich nicht so deutliche Vorteile ausmachen. Immerhin war keine erhöhte Gefahr durch den Therapiestopp feststellbar. Die Autoren raten zu weiteren Studien, um die Untergruppen zu definieren, die am ehesten vom ICS-Verzicht profitieren.

Quelle: Jo T et al. ERJ Open Res 2020; DOI: 10.1183/23120541.00246-2019