Häufung des akuten Koronarsyndroms unter dualer Bronchodilatation?

Dr. Anne Benckendorff

Doppelt hält nicht immer besser. Bei einer COPD kann die LAMA/LABA-Kombitherapie sogar zu Herzproblemen führen. Doppelt hält nicht immer besser. Bei einer COPD kann die LAMA/LABA-Kombitherapie sogar zu Herzproblemen führen. © Orawan – stock.adobe.com

COPD-Patienten sind häufiger von kardiovaskulären Erkrankungen und Ereignissen betroffen als Menschen ohne die Lungenkrankheit. Zudem führen bei ihnen koronare Ereignisse zu mehr Todesfällen als respiratorische. Eine neuseeländische Arbeitsgruppe wollte nun wissen, ob und welche Rolle die Behandlung mit Bronchodilatatoren dabei spielt.

In einer populationsbasierten Fall-Kontroll-Studie werteten Professor Dr. Lianne Parkin, University of Otago, und Kollegen die Daten von fast 30.000 COPD-Patienten zwischen 45 und 84 Jahren aus, die zwischen 2006 und 2016 eine Therapie mit einem LAMA und/oder LABA begonnen hatten. Insgesamt traten bei diesen Patienten 1.490 Fälle eines akuten Koronarsyndroms auf, d.h. instabile Angina, akuter Myokardinfarkt, weiterer Myokardinfarkt innerhalb von 28 Tagen nach einem ersten oder Tod aufgrund einer dieser Ursachen. Ihre Daten wurden mit denen von 13.550 nach Geburtsdatum, Geschlecht, Zeitpunkt der ersten Behandlung mit einem Bronchodilatator und Schwere der COPD gematchten Kontrollen verglichen.

Es zeigte sich, dass Patienten, die zum Zeitpunkt des Ereignisses eine LAMA/LABA-Kombination erhalten hatten, ein 1,72-fach höheres Risiko für ein akutes Koronarsyndrom aufwiesen als solche unter einer LAMA-Monotherapie. Unter eine LABA- bzw. LAMA-Monotherapie war das Risiko vergleichbar. Das erhöhte Risiko unter einer dualen Bronchodilatation ließ sich auch dann nachweisen, wenn bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen sowie die Ethnizität bei der Analyse berücksichtigt wurden. Gleiches galt, wenn die Studienautoren nicht nur Fälle eines akuten Koronarsyndroms, sondern zusätzlich ischämische Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken erfassten.

Dr. Parkin und ihre Kollegen schlussfolgern, dass die Eskalation der Therapie von einer einfachen auf eine duale Bronchodilatation das Risiko für ein akutes Koronarsyndrom um mehr als 50 % erhöht. Dies sollte insbesondere bei Patienten mit einem ohnehin erhöhten kardiovaskulären Risiko in die Nutzen-Risiko-Abwägung einbezogen werden.

Quelle: Parkin L et al. J Intern Med 2021; DOI: 10.1111/joim.13348

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