Injektion von Daromun in Läsionen verlängert rezidivfreies Überleben

ASCO 2024 Friederike Klein

Die Studie ­PIVOTAL prüft eine neue Medikation beim resektablen fortgeschrittenen Melanom.
Die Studie ­PIVOTAL prüft eine neue Medikation beim resektablen fortgeschrittenen Melanom. © StockPhotoPro – stock.adobe.com

Es gibt schon länger Hinweise auf einen immunstimulierenden Effekt von intraläsional applizierten Zytokinen. Was die neoadjuvante Injektion eines kombinierten Zytokinpräparats beim resektablen fortgeschrittenen Melanom bewirken kann, zeigten Forschende jetzt in der Studie PIVOTAL.

Daromun, ein Präparat aus zwei Antikörper-Zytokin-Fusionsmolekülen (L19IL2 und L19TNF), wirkt direkt in der Tumormikroumgebung immunstimulierend, schilderte Prof. Dr. Axel Hauschild von der dermatologischen Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Kiel. In der Phase-3-Studie PIVOTAL prüften Forschende die Medikation nun bei Patient:innen mit einem vollständig resektablen Melanom des Stadiums III. Diese erhielten entweder neoadjuvant vier wöchentliche Injektionen mit Daromun in alle injizierbaren Herde (n = 122), oder sie wurden gleich operiert (n = 124). 

Vorbehandlungen waren erlaubt, betonte der Experte. Knapp ein Drittel der Teilnehmenden hatten zuvor schon eine Immuntherapie erhalten. Etwa die Hälfte wies bei Studieneinschluss ein Melanom im Stadium IIIC und ein gutes Viertel eines im Stadium IIIB auf, zudem hatte ein relevanter Anteil Metastasen in mehr als einer Lokalisation. 

Als primären Endpunkt der Studie legten die Verantwortlichen das rezidivfreie Überleben (RFS) fest. Die neoadjuvante viermalige Injektion von Daromun in alle injizierbaren Melanomherde reduzierte das Risiko für Rezidiv oder Tod um 41 % (HR 0,59; 95%-KI 0,41–0,86; p = 0,005). Das mediane RFS lag mit der Prüfmedikation bei 16,7 Monaten, ohne bei 6,8 Monaten. 

Das Fernmetastasen-freie Überleben (DMFS) fiel ähnlich deutlich zugunsten der Neoadjuvanz aus (medianes DMFS 28,0 vs. 17,8 Monate, HR 0,60; 95%-KI 0,37–0,95; p = 0,029). Das lege eine systemische Immunantwort als Folge der lokalen Injektionen nahe, meinte Prof. Hauschild.

Meist niedriggradige Nebenwirkungen

Im Kontrollarm hatten 40,5 % der Patient:innen in der Folge eine adjuvante Therapie erhalten, im Daromun+OP-Arm 29,8 %. In einer multivariaten Analyse bestätigte sich für den Vergleich neoadjuvante Therapie plus OP vs. OP ein RFS-Vorteil des Daromun-Arms (HR 0,6; p = 0,009). Ebenso lag beim Vergleich der Gruppen mit und ohne adjuvante Therapie eine HR von 0,6 zugunsten der Adjuvanz vor (p = 0,008). „Es zählt also beides, sowohl die neoadjuvante Therapie mit Daromun als auch die Adjuvanz“, schlussfolgerte der Referent. 

Die Injektion des Zytokinpräparats resultierte in einer pathologischen Komplettremissionsrate von 21 %. Histologisch bewirkte sie eine Tumornekrose und eine erhöhte T-Zell-Infiltration in den übrigen, nicht-nekrotischen Arealen. 

Unerwünschte Ereignisse infolge der Daromun-Injektion führten bei 14,4 % der Patient:innen zum Abbruch der Therapie. Allgemein waren Nebenwirkungen allerdings meist niedriggradig. Grad 3 erreichten Lokalreaktionen an der Injektionsstelle bei 11,0 % der Behandelten. In je einem Fall kam es zu Fieber, Fatigue und einem Leberenzymanstieg dieses Schweregrades.

Zusammenfassend hat Daromun das mediane RFS vorbehandelter Melanompatient:innen klinisch relevant verlängert. Wie Prof. Hauschild berichtete, wird die Substanz derzeit auch bei anderen Hautkrebserkrankungen untersucht. 

Quelle:
Hauschild A et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA9501

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Die Studie ­PIVOTAL prüft eine neue Medikation beim resektablen fortgeschrittenen Melanom.
Die Studie ­PIVOTAL prüft eine neue Medikation beim resektablen fortgeschrittenen Melanom. © StockPhotoPro – stock.adobe.com