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Interdisziplinäre Programme können langfristig wirken

Adipöse Menschen haben meist über viele Jahre an Gewicht zugelegt. Trotzdem erwarteten viele von ihnen, wenn sie abnehmen wollen, dass die überflüssigen Pfunde innerhalb weniger Wochen wieder verschwinden, erklärte Prof. Dr. Jürgen-Michael Stein, Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt.
Diäten, die eine rasche Gewichtsabnahme versprechen, basieren auf einer Kalorienzufuhr unterhalb des Grundumsatzes. Damit geht tatsächlich initial schnell Gewicht verloren – vor allem durch den Abbau von Glykogen und Wasserverluste. Der Stoffwechsel stellt sich auf eineHungersituation ein, was zu einem Verlust an stoffwechselaktiven Zellen führt. Dadurch sinkt der Grundumsatz. Beendet der Patient nun die Diät und ernährt sich wieder wie vorher, steigt sein Gewicht wegen des erniedrigten Grundumsatzes noch mehr an als vorher.
Daher kann keine Reduktionsdiät alleine das Problem Adipositas lösen. Sattdessen braucht es ein langfristiges Konzept zur Lebensstilmodifikation. Aber auch dies wirkt keine Wunder: Eine kombinierte Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie über mindestens sechs Monate lässt eine Gewichtsabnahme von 4–5 kg erwarten, so Prof. Stein. Ergänzt man diese durch eine initiale Formuladiät, sind 10–20 kg Gewichtsverlust realisierbar. Noch mehr kann nur die bariatrische Chirurgie bewirken.
Formuladiäten sollten jedoch nur im Rahmen eines multimodalen, medizinisch betreuten Abnehmprogramms und über maximal 12 Wochen eingesetzt werden. Einige der in Deutschland kommerziell angebotenen Programme wurden bereits wissenschaftlich evaluiert. Es kann damit gelingen, das Gewicht deutlich zu reduzieren und auf einem niedrigerem Niveau zu stabilisieren. Auch Komorbiditäten werden positiv beeinflusst.
Therapieprogramm schlägt Magenballon
Die Frankfurter Arbeitsgruppe hat in einer aktuellen, noch nicht publizierten Vergleichsstudie die klare Überlegenheit eines interdisziplinären Therapieprogramms gegenüber dem Magenballon hinsichtlich einer langfristig stabilen Gewichtsreduktion festgestellt, berichtete Prof. Stein.
Medikamente können als adjuvante Maßnahme zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Zugelassen in Deutschland sind Orlistat, Naltrexon/Bupropion und Liraglutid. Orlistat hemmt pankreatische Lipasen und damit die Fettverdauung. Etwa 5–6 kg Gewichtsreduktion sind damit zu erreichen. Naltrexon/Bupropion hemmt zentral den Antrieb zur vermehrten Nahrungsaufnahme und kann das Gewicht um 3–5 kg senken. Mit dem GLP1-Agonist Liraglutid in einer Dosierung von 3 mg haben Patienten in Studien 8–9 kg abgenommen. Allerdings vertragen viele Patienten diese hohe Dosis nicht, so Prof. Stein. Auch der GLP1-Agonist Semaglutid vermindert das Körpergewicht. Noch effektiver könnte das neue GIP-Analogon Tirzepatid wirken.
Quelle: Viszeralmedizin 2022
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