
Ist bei Gonarthrose der Gelenkersatz ein Muss?
Auf die Frage, welcher Gonarthrosetherapie der Vorzug zu geben sei, antworten dänische Forscher anhand einer randomisierten, kontrollierten Studie: Es kommt drauf an …
In ihre Untersuchung nahmen die Wissenschaftler um Dr. Søren T. Skou von der Universität Odense 100 Patienten mit Kniearthrose auf. Bei allen Patienten bestand aus medizinischer Sicht der Bedarf nach einem einseitigen Kniegelenkersatz.
Prothese mindert den Schmerz
Die Teilnehmer wurden in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. 50 Patienten erhielten eine Knieprothese mit anschließender Rehabilitationstherapie, die anderen 50 Patienten bekamen eine konsequente konservative Gonarthrosetherapie. Zur Nachuntersuchung nach einem Jahr zeigten die Patienten beider Gruppen deutliche Verbesserungen im Bezug auf empfundene Schmerzen, Lebensqualität, Mobilität und Aktivität. Bei den Operierten fiel die Verbesserung aber signifikant höher aus: Sie legten im KOOS4-Score auf einer Skala von 1 – 100 um 32 Punkte zu; die Verbesserung der Patienten, die die Gonarthrose ausschießlich konservativ angegangen waren, verbesserten sich lediglich um 16 Punkte.
Mehr Komplikationen nach dem Gelenkersatz
Doch die vermeintliche Überlegenheit des Gelenkersatzes über die konservative Therapie wird durch ein Mehr an ernsten Komplikationen erkauft: In der Gruppe der Operierten traten im Jahr nach der Operation deutlich mehr Zwischenfälle auf als bei den Nicht-Operierten (24 vs. 6), darunter drei tiefe Venenthrombosen, eine suprakondyläre Oberschenkelfraktur und eine tiefe Infektion. Zudem mussten in dieser Gruppe drei versteifte Kniegelenke unter Narkose mobilisiert werden; bei den Nicht-Operierten war das lediglich bei einem einzigen Patienten der Fall.
Aufklärung hilft bei der Entscheidung
Bei Osteoporose und der Indikation zum Kniegelenkersatz verspricht ein künstliches Gelenk eine deutliche Reduktion der Schmerzen, urteilt Dr. Jeffrey N. Katz von der Harvard Medical School, Boston im begleitenden Editorial des Journals. Doch nicht alle Patienten sind bereit, dafür auch die entsprechenden Risiken in Kauf zu nehmen. Hier müsse der behandelnde Arzt umfassend aufklären und aufmerksam auf die Wünsche seines Patienten eingehen.
Quellen: Søren T. Skou et al., N Engl J Med 2015; 373: 1597 – 1606
Jeffrey N. Katz, N Engl J Med 2015; 373: 1668 – 1669
*Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score mit Unterskalen für Schmerzen, Symptome, Lebensqualität, alltägliche und sportliche Aktivitäten
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