Cartoon Medizin und Markt

Je genauer Cannabisprodukte definiert sind, desto präziser kann man sie einsetzen

Dr. Anne Beckendorff

Weitere Forschung ist nötig, um das Potential der vielseitigen Pflanze in vollem Umfang auszuschöpfen. Weitere Forschung ist nötig, um das Potential der vielseitigen Pflanze in vollem Umfang auszuschöpfen. © megaflopp – adobe.stock.com

Dass Cannabis gegen Schmerzen hilft, ist unbestritten – doch es gibt unterschiedliche Schmerzarten und verschiedene Cannabinoide. Wichtig ist die Standardisierung der Arzneimittel.

Die Verteilung der C1- und C2-Rezeptoren des körpereigenen Endocannabinoidsystems im ganzen Körper erklärt die breiten Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis als Medikament, erläuterte Professor Dr. Joachim Nadstawek, Schmerztherapeut im Schmerzzentrum an der Jankerklinik in Bonn. Jedoch gibt es bislang erst zu einzelnen spezifischen Indikationen hochwertige Evidenz in Form von randomisierten kontrollierten Untersuchungen. Weitere Forschung ist nötig, um das Potential der vielseitigen Pflanze in vollem Umfang auszuschöpfen.

Oft große Unterschiede in chemischer Zusammensetzung

Am besten setzt man auf standardisierte Extrakte. Wie Dr. Catherine Jacobson, klinische Entwicklung, Tilray, erläuterte, zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie definierte Cannabinoide in definierten Mengen enthalten. Was bei weitem nicht für alle Cannabis-Produkte gilt: „Unterschiedliche Wachstumsbedingungen und Erntezeiten sowie der sich über die Zeit entwickelnde genetische Drift können zu großen Unterschieden in der chemischen Zusammensetzung führen“, warnte die Expertin. Ein nicht-standardisiertes Produkt, das heute Symptome bessert, kann also in einigen Monaten ganz anders zusammengesetzt sein.

Wirksamkeit in klinischen Studien anders als Real-World

Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum es Schwierigkeiten bereitet, die Wirkung von Cannabis genau zu fassen. Darüber hinaus variieren in vielen Publikationen im Schmerzbereich neben der verwendeten Substanz auch die genaue Indikation, Dosis, Methode der Wirksamkeitsmessung sowie das Studiendesign.

Wie Privatdozent Dr. Michael A. Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), ausführte, unterscheiden sich gerade in der Schmerzmedizin die Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Studien deutlich von den im praktischen Alltag beobachteten Effekten. Real-World-Daten wären daher wünschenswert. Sie erlauben nicht nur einen realistischeren Einblick in die Praxis, sondern können auch wertvolle Informationen für die Konzeption und Durchführung kontrollierter Studien liefern.

Symposium „Cannabis als Medizin – der praktische Stellenwert, aktuelle klinische Daten und Chancen zur Verbesserung der Evidenzlage“ im Rahmen des Deutschen Schmerz- und Palliativtags 2019; Veranstalter: Tilray

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