Mit Cannabis gegen Kopfschmerzen und Migräne
Obwohl der Hype um Medizinalhanf vermutlich gerade erst so richtig Fahrt aufnimmt und besonders bei Schmerzpatienten immer beliebter wird, sieht es in Sachen Forschung noch mau aus. Einen Teil der Wissenslücken haben nun Forscher um die Psychologin Dr. Carrie Cuttler von der Washington State University in Pullman geschlossen. Für ihre Studie zur Wirkung von Cannabinoiden auf die Symptomschwere verschiedener Kopfschmerzen analysierten sie Daten der medizinischen App „Strainprint“.
Nutzer können darin vor und nach Gebrauch von Cannabisprodukten weitere Angaben machen, etwa über den Verlauf ihrer Beschwerden und der konsumierten Dosis. Aus diesem Datensatz extrahierten die Forscher über 12 000 Einträge von 1306 Kopfschmerzpatienten sowie 7441 Anwendungen von insgesamt 653 Betroffenen mit Migräne – innerhalb von 16 Monaten.
Cannabisblüten mit Gewöhnungseffekt
Cannabis verbesserte bei neun von zehn Kopfschmerzpatienten die Symptome. Mit rund 88 % lag die Quote von Migränikern nur knapp darunter. Die Schwere wurde von den Teilnehmern nach Gebrauch als deutlich geringer gewertet. Im Durchschnitt lagen die Werte um drei Punkte auf einer Zehn-Punkte-Skala – was in etwa einer Halbierung entsprach.
Da Frauen auf die schmerzlindernde Wirkung von Cannabinoiden empfindlicher reagieren als Männer, erwarteten die Autoren in ihrer Untersuchung einen stärkeren Effekt bei den Teilnehmerinnen. Tatsächlich gaben mehr Migränepatientinnen an, dass sich ihre Symptome gebessert hätten. Statistisch ließ sich das aber nicht absichern. In der Kopfschmerzgruppe war es sogar anders herum, plus Signifikanz: Männer profitierten etwas mehr vom Cannabis als Frauen, die zudem häufiger von einer Verschlechterung ihrer Symptome berichteten (3 % vs. 1,8 %).
Mit der Zeit schienen sich die Probanden allerdings an den Konsum zu gewöhnen, zumindest an die Wirkung von Cannabisblüten: Sie benötigten zunehmend höhere Dosen, um die Beschwerden zu lindern. Während die Wirkung gegen Migräne im Verlauf annähernd gleich blieb, fiel sie bei Kopfschmerzen immer geringer aus. Konzentrate zeigten insgesamt die etwas besseren Effekte als Blüten, wobei vermutlich nicht die Mengen an Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol entscheidend waren, sondern wahrscheinlich noch andere Cannabinoide bzw. Inhaltsstoffe eine Rolle spielen, schreiben die Forscher.
Quelle: Cuttler C et al. J Pain 2019; DOI: 10.1016/j.jpain.2019.11.001