Jeder Prozentpunkt zählt?

Antje Thiel

Der Vorteil von Faster aspart bei Typ-1-Diabetes wird wohl erst in der langfristigen Anwendung erkennbar. Der Vorteil von Faster aspart bei Typ-1-Diabetes wird wohl erst in der langfristigen Anwendung erkennbar. © iStock/z_wei

Ob absolut 1,9 % mehr Zeit im Zielbereich einen klinisch relevanten Vorteil ergeben, sei dahingestellt. Doch immerhin ergab eine aktuelle randomisierte Crossover-Studie, dass ein schnelleres Insulin postprandiale Glukosespitzen etwas besser abfedern kann als ein schnelles Insulin.

Auch für moderne schnell wirksame Analoginsuline gilt nach wie vor die Empfehlung, 15–20 Minuten Spritz-Ess-Abstand einzuhalten, um postprandiale Glukosespitzen möglichst zu vermeiden. Allerdings gelingt es Menschen mit Typ-1-Dia­betes im Alltag nicht immer, diesem Rat zu folgen.

Mal geben sie den Mahlzeitenbolus bewusst erst nach dem Essen ab, sobald sie überblicken, wie viele Kohlenhydrate sie tatsächlich zu sich genommen haben. Gelegentlich vergessen sie im Eifer des Gefechts auch einmal, überhaupt einen Bolus abzugeben.

In einer randomisierten Studie mit 25 Menschen mit Typ-1-Diabetes im Alter zwischen 37 Jahren und 57 Jahren und einer insgesamt recht guten Stoffwechsellage wurde nun untersucht, ob zum einen der Einsatz des ultraschnell wirksamen Faster Insulin aspart in einem Advanced-Hy­brid-AID-System bei verspäteter oder vergessener Bolusgabe einen Vorteil gegenüber regulärem Insulin aspart verspricht. 

Zum anderen prüfte die Forschergruppe um Dr. Melissa­ Lee,­ University of Melbourne, ob sich die Neuformulierung im beschriebenen Setting ganz allgemein vorteilhaft auf die Zeit im Glukosezielbereich auswirkt. Die Teilnehmenden nutzten während des Studienzeitraums das Insulinpumpensystem MiniMedTM 780G, dessen Algorithmus bei steigenden Glukosewerten automatische Korrekturboli abgibt. 

Sie wurden nach dem Zufallsprinzip der Faster-aspart- bzw. Insulin-aspart-Gruppe zugeteilt. Nach zwei Wochen Einlaufphase, in der der Algorithmus sich auf den individuellen Insulinbedarf einstellen konnte, wurde das System scharfgeschaltet und regelte für die folgenden sechs Wochen eigenständig die Abgabe von basalem Insulin sowie Korrekturboli. 

Zu den Mahlzeiten waren die Teilnehmenden angehalten, die jeweiligen Kohlenhydratmengen einzugeben und mithilfe des Boluskalkulators unmittelbar vor dem Essen den passenden prandialen Bolus abzugeben. Außerdem absolvierten alle zwei Standard-Mahlzeitentests, bei denen jeweils eine Mahlzeit mit 40 g Kohlenhydraten, 12 g Fett und 28 g Eiweiß verzehrt wurde. Einmal verzichteten die Teilnehmenden komplett auf einen Bolus, einmal gaben sie ihn erst 20 Minuten nach dem Essen ab. Nach Ablauf der ersten Studienphase wechselten sie zum jeweils anderen Insulin und wiederholten das Studienprogramm.

Es zeigte sich, dass die Patienten mit Faster aspart signifikant mehr Zeit im Glukosezielbereich (70–180 mg/dl) verbrachten (82,3 % vs. 79,6 %; p = 0,007). Vier Stunden nach dem Essen war der Unterschied zwischen den beiden Formulierungen mit Blick auf den regulären Glukosezielbereich von 70–180 mg/dl zwar nicht sonderlich groß (73,6 % vs. 72,1 %; p = 0,003), doch bei einem deutlich enger gefassten Zielbereich (70–140 mg/dl) zeigten sich größere Unterschiede (49 % vs. 43,7 %; p = 0,028). 

Vorteile wohl erst langfristig erkennbar

Ob eine geringfügig verbesserte Zeit im Zielbereich nicht nur statistisch, sondern auch klinisch signifikant ist, lässt sich allerdings nicht eindeutig beantworten. Doch die Studienautoren geben zu bedenken, dass eine Verbesserung in dieser Größenordnung, sofern sie nicht mit mehr Hypoglykämien einhergeht, zusammen mit einer verringerten glykämischen Variabilität und niedrigeren post­prandialen Glukosewerten langfristig durchaus von Vorteil sein könnte.

Quelle: Lee MH et al. Diabetes Care 2021; DOI: 10.2337/dc21-0814

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Der Vorteil von Faster aspart bei Typ-1-Diabetes wird wohl erst in der langfristigen Anwendung erkennbar. Der Vorteil von Faster aspart bei Typ-1-Diabetes wird wohl erst in der langfristigen Anwendung erkennbar. © iStock/z_wei