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Cartoon Medizin und Markt
Jedes Jahr ein Influenza-Jahr:Jetzt Risikogruppen konsequent schützen

Die Morbidität und Mortalität, die mit der kommenden Influenzasaison einhergehen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Zu erwarten ist aber wie jedes Jahr der explosionsartige Ausbruch der Epidemie und die zeitliche Begrenzung auf fünf bis acht „heiße“ Wochen, sagte Dr. Petra Sandow, niedergelassene Allgemeinmedizinerin aus Berlin.
Nicht vergessen werden darf, dass die Influenza durch schwere Verläufe und Komplikationen gekennzeichnet ist. Häufig kommt es zu bakteriellen Superinfektionen mit Bronchitis, Pneumonie, Sinusitis und Otitis media. In selteneren Fällen treten Komplikationen wie Myokarditis und Perikarditis, Myositis, Meningitis und Enzephalitis auf. Oder es kommt – vor allem bei Kindern – zu einer Enzephalopathie. Nicht zu unterschätzen ist auch bei normalem Verlauf die postgrippale Asthenie, die nach Abklingen der akuten Erkrankung über mehrere Wochen anhalten kann.
Ansteckungsgefahr bei Influenza größer
In Bezug auf die Ansteckungsgefahr ist die Influenza der COVID-19-Infektion überlegen. Beim Husten und Niesen werden mehr als eine Million Viruspartikel ausgestoßen, die anders als bei SARS-CoV-2 ohne Weiteres Distanzen bis zu einhundert Meter überwinden können. Der zurzeit propagierte Abstand hilft demnach gegen eine Ansteckung mit der Virusgrippe recht wenig. Man tut also gut daran, beizeiten für ausreichenden Impfschutz zu sorgen.
Dies gilt vor allem für Risikogruppen, die zwar nicht zwangsläufig häufiger an Influenza erkranken, aber schwerere Verläufe zeigen. Die STIKO empfiehlt als Grippeschutz eine Standardimpfung für alle über 60-Jährigen – eine Altersgruppe, in der bislang nur rund jeder Dritte immunisiert wird. Auch Personen mit chronischem Grundleiden – etwa Asthma, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes – sowie Immunsupprimierte und Menschen, die mit Risikopersonen im gleichen Haushalt leben oder diese betreuen, sollten geimpft werden.
Wirksamer Schutz vor nicht-tödlichem Herzinfarkt
Das Gleiche gilt für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, medizinisches und pflegendes Personal sowie für Beschäftigte in Einrichtungen mit erhöhtem Publikumsverkehr. In ihrer Praxis gäbe es kaum Patienten, die nicht zumindest eine dieser Voraussetzungen erfüllen, sagte Dr. Sandow. Ihrer Auffassung nach könne nahezu jedermann zulasten der GKV geimpft werden. Dabei solle man nicht vergessen, dass die Influenzaimpfung die Patienten auch sehr wirksam vor einem nicht-tödlichen Herzinfarkt bewahre – die Schutzwirkung liege deutlich höher als etwa die eines Rauchstopps oder einer Therapie mit Statinen und ACE-Hemmern.
Da es sich bei der Grippevakzine in der Regel um einen Totimpfstoff handelt (außer beim Nasenspray für Kinder und Jugendliche), bestehen kaum Kontraindikationen. Auch bei banalen Infekten mit Temperaturen < 38,5 °C, bei möglichem Kontakt des Impflings mit infektiösen Personen, Krampfanfällen in der Familie oder Fieberkrämpfen, Ekzemen, lokalen Hautinfektionen und der Behandlung mit Antibiotika oder niedrig dosierten Kortikosteroiden kann geimpft werden.
STIKO empfiehlt seit 2018 nur noch quadrivalente Impfstoffe
Die einzigen verbleibenden Kontraindikationen sind akute behandlungsbedürftige Erkrankungen wie eine schwere Pneumonie und eine Allergie gegen Hühnereiweiß. Bei diesem Punkt sollte man aufmerksam nachfragen, da Patienten manchmal einiges durcheinanderbringen. Oft helfe die einfache Frage, ob frühere Impfungen gut vertragen wurden, so die Erfahrung der Kollegin.
Seit 2018 wird von der STIKO nur noch der quadrivalente Impfstoff empfohlen. Grundsätzlich haben alle bei uns zur Verfügung stehenden Präparate im Bezug auf die Virusantigene dieselbe Zusammensetzung, die dieses Jahr komplett verändert wurde.
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