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Karzinoid statt Typ-2-low-Asthma

Die Frau litt seit frühester Kindheit an allergischem Asthma und Rhinokonjunktivitis. Als führendes Allergen hatte der Hausarzt Gräserpollen ausgemacht. Er behandelte sie jahrzehntelang erfolgreich „nach dem Konzept Volon A“, berichtete Prof. Dr. Marek Lommatzsch von der Pneumologie am Uniklinikum Rostock. Jedes Jahr im April bekam sie ein Depotkortison intramuskulär. Bei Bedarf griff sie zu Salbutamol, eine Allergenimmuntherapie hatte sie nie erhalten.
Als die jährliche Spritze plötzlich nicht mehr half und die Frau schwere Atemnot entwickelte, gab ihr der Hausarzt 120 mg/d Prednisolon über zwei Monate, was aber keine Wirkung zeigte. Daraufhin suchte sie erst mal einen Pneumologen auf, der ihr eine hochdosierte inhalative Tripletherapie verordnete. Doch auch das nutzte nichts, sodass eine stationäre Einweisung zur Abklärung erfolgte.
Die Patientin wies eine FEV1 von 48 % auf, der Tiffenau-Index lag bei 67 %. Im Blut ließen sich 80 Eosinophile pro Mikroliter nachweisen, FeNO wurde mit 7 ppb gemessen. Das Gesamt-IgE war mit 91 kU/l nur mäßig erhöht. Die Sensibilisierung gegenüber Gräsern bestätigte sich im Labor (spezifisches IgE 23/18 kU/l).
Dass ein Typ-2-low-Asthma vorliegt, ist laut GINA extrem selten, erklärte Prof. Lommatzsch. Bei niedrigen Biomarkern und schwerer Symptomatik gebe es deshalb drei Möglichkeiten: Die Diagnose Asthma stimmt nicht, es besteht eine chronische Infektion der unteren Atemwege oder eine hohe Steroiddosis maskiert hohe Typ-2-Marker.
Da Punkt 2 und 3 nicht zutrafen, die Patientin aber weiterhin höchstgradig dyspnoisch war und Stridor entwickelte, veranlassten die Ärzte eine CT. Sie offenbarte eine Raumforderung im rechten Hauptbronchus. „Bronchoskopie und Biopsat ergaben einen hochdifferenzierten neuroendokrinen Tumor, ein typisches Karzinoid“, so Prof. Lommatzsch. Die Patientin wurde erfolgreich operiert und ist unter leitliniengerechter Asthmatherapie weitgehend beschwerdefrei.
Als interessant bezeichnete er den Fall auch deswegen, weil die Frau mit der Frage kam, ob man es nach der Tripletherapie vielleicht mit Tezepelumab versuchen sollte. „Dafür ist die Datenlage bei einem typischen Karzinoid aber äußerst dünn“, kommentierte er augenzwinkernd.
Quelle: 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
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