Karzinome der Nebennierenrinde: vom Zufallsbefund zur aggressiven Therapie

Dr. Stefanie Kronenberger, Foto: wikimedia/Nephron

Tumoren an der Nebennierenrinde werden häufig als Zufallsbefund bei anderer Fragestellung entdeckt. Die OP ist die einzig kurative Möglichkeit.

Nebennierenrindenkarzinome sind mit einer Inzidenz von 0,5–2,0/Milionen/Jahr zwar seltene Tumoren, dafür aber umso aggressiver. Weniger als die Hälfte der Betroffenen ohne Metastasen überlebt die ersten fünf Jahre, mit Streuung liegt die Rate unter 15 %. Die meisten dieser Karzinome treten sporadisch auf, allerdings gibt es auch Zusammenhänge mit genetischen Tumorsyndromen wie z.B. dem Lynch-Syndrom, der MEN1 (multiple endokrine Neoplasien Typ 1) oder der familiären adenomatösen Polyposis.

Oft werden Nebennierenrindenkarzinome zufällig im Rahmen einer anderweitig veranlassten Bildgebung entdeckt. Wenn sie Beschwerden verursachen, handelt es sich in der Regel um abdominelle Schmerzen oder Zeichen eines Cushing durch Steroidhormonüberproduktion, schreiben Dr.Michaela Sauter Maurer von der Medizinischen Onkologie am Spital Thun und Kollegen. Zum Staging empfiehlt sich ein CT von Thorax, Abdomen und Becken.

Laborchemisch sollte man Glukokortikoide, Mineralokortikoide und Androgene bestimmen (Hormonexzess bei 40 bis 60 % der Patienten) und differenzialdiagnostisch ein Phäochromozytom ausschließen. Für Kontrolluntersuchungen eignet sich ein FDG-PET, das radioaktive Fluordesoxyglukose als Marker für den Energieverbrauch und damit für die Aktivität des Gewebes nutzt.

Trotz Resektion: Rezidive bei 80 % der Patienten

Die Dignität von entferntem Nebennierenrindengewebe lässt sich histologisch nur schwer bestimmen, da es sich auch um ein Adenom handeln kann. Die Größe des Tumors hilft dabei oft weiter. Läsionen von 8 cm und mehr sind zu 50 % maligne.

Therapeutisch gilt die Resektion als einzige kurative Option. Aber selbst bei vollständiger Tumorentfernung drohen in 70 bis 80 % der Fälle Rezidive. Wenn möglich, sollten auch Metastasen operativ entfernt werden. Produziert das Karzinom Hormone, brauchen die Patienten immer Glukokortikoide, um einer drohende Addison-Krise zuvorzukommen.

Wegen der hohen Rezidivgefahr besteht die Indikation zur adjuvanten Therapie. Die Kranken erhalten Mitotan, ein selektiv auf die Nebennierenrinde wirkendes Zytostatikum, das regelmäßig den irreversiblen Ausfall der Glukokortikoid- und meist auch der Mineralokortikoidproduktion zur Folge hat. Betroffene benötigen also auch dann eine Hormonsubstitution.

Wegen schlechter Bioverfügbarkeit wird das Medikament hoch dosiert. Daher kommt es oft zu schwerwiegenden neuromuskulären und noch häufiger zu gastrointestinalen Nebenwirkungen. Die Autoren raten zur gemeinsamen Betreuung vom Onkologen und Endokrinologen.

Hoffen auf Erfolg durch Antikörper und Radionuklide

Andere Chemotherapeutika, wie Anthracycline oder platinhaltige Substanzen dienen der Palliation mit dem Ziel der Lebensverlängerung. Radiotherapeutische Ansätze sind umstritten, können aber bei Knochenmetastasen schmerzlindernd wirken. Daneben kommen noch lokalablative Verfahren, die Radiofrequenzablation oder selektive interne Radiotherapie infrage.

Für die Zukunft erhofft man sich durch neue Substanzen, wie Antikörper gegen den IGF-1-Rezeptor, Inhibitoren der Tyrosinkinase oder das Radionuklid Iodin-131-Metomidat, das Tumorwachstum einzudämmen.


Quelle: Sauter Maurer M et al. Swiss Medical Forum 2016; 16: 36–41

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