Keine Hinweise für erhöhtes Krebsrisiko

Dr. Sascha Gehrken

Eine Kanzerogenität von Antihypertensiva ist nicht nachgewiesen. Eine Kanzerogenität von Antihypertensiva ist nicht nachgewiesen. © iStock/LordHenriVoton

Nicht zuletzt der Rote-Hand-Brief zu HCT hat die Sorge vor Krebserkrankungen durch eine antihypertensive Therapie geschürt. Eine Metaanalyse gibt Entwarnung – und zwar für alle gängigen Blutdrucksenker.

Überschriften wie „Blutdrucksenker unter Kebsverdacht“ verunsichern Patienten und Ärzte gleichermaßen. Im Fokus stehen zum einen ACE-Hemmer, deren Einsatz in einer britischen Kohortenstudie mit einem erhöhten Lungenkarzinomrisiko einherging. Zum anderen hat der Rote-Hand-Brief zu HCT die Sorgen vor Hautkrebs geschürt. Prof. Dr. Felix­ Mahfoud­ vom Uniklinikum des Saarlandes in Homburg mahnte nun zur Zurückhaltung beim Absetzen der Präparate: „Eine Kanzerogenität von Antihypertensiva ist nicht nachgewiesen.“

Der Kollege verdeutlichte das anhand einer aktuellen, „methodisch gut gemachten“ Meta­analyse, die sich dem Zusammenhang zwischen blutdrucksenkender Therapie und Karzinominzidenz widmete. Ver­glichen wurden die fünf Erstlinien-Antihypertensiva (ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten, Betablocker, Kalziumkanalblocker, Thiazide) untereinander und gegenüber Placebo. Das Besondere an der Untersuchung: Die Forscher werteten individuelle Patientendaten aus 33 Studien aus. Bei insgesamt mehr als 260.000 Teilnehmern kam es über ein medianes Follow-up von 4,2 Jahren zu etwa 15.000 Krebsereignissen.

Ist HCT überhaupt sinnvoll?

Unabhängig vom Rote-Hand-Brief weist HCT von den Thiazid- und thiazidähnlichen Diuretika laut Prof. Mahfoud die schlechtesten Daten auf. Angesichts verfügbarer Alternativen wie Chlortalidon und Indapamid stellt sich die Frage, ob HCT überhaupt noch verordnet werden sollte. Der Experte hatte dazu eigentlich eine klare Meinung: „Man sollte es zur Hochdrucktherapie nicht präferenziell einsetzen.“ Allerdings beinhalten die meisten Fixkombis in Deutschland HCT. Und so nutzt auch Prof. Mahfoud den Wirkstoff weiterhin bei seinen Patienten. Er hält Kombipräparate für wichtiger als mehrere Einzeltabletten.

Auch Kalziumkanalblocker sind wohl unbedenklich

Stellt man eine Wirkstoffgruppe den jeweils anderen gegenüber, so ergab sich kein eindeutiges Risiko für Tumorerkrankungen jeglicher Art. Einen kleinen Ausreißer stellten Kalziumkanalblocker dar, die gefährlicher schienen als die restlichen Antihypertensiva. Laut Prof. Mahfoud beruhte diese Assoziation auf einer einzelnen Studie, die eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Prostatakarzinome gezeigt hatte. Im Vergleich zu Placebo – „und das ist sicherlich maßgeblich“ – fand sich für keine der Substanzen ein Anstieg des Krebsrisikos, sagte der Kollege. Auch nach Aufschlüsselung der Ergebnisse in einzelne Tumorarten** stand die Hochdrucktherapie nicht mit dem Auftreten von Karzinomen in Verbindung. Darüber hinaus hatte keine der analysierten Wirkstoffklassen einen wesentlichen Einfluss auf die krebsbedingte Mortalität der Teilnehmer.

* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

** Brust-, Darm-, Lunge-, Prostata- und Hautkrebs

Kongressbericht: 17. DGK*-Kardiologie-Update-Seminar

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Eine Kanzerogenität von Antihypertensiva ist nicht nachgewiesen. Eine Kanzerogenität von Antihypertensiva ist nicht nachgewiesen. © iStock/LordHenriVoton