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Bluthochdruck wegen Conn-Syndrom?

Die Freisetzung von Aldosteron aus der Nebenniere wird normalerweise über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System exakt gesteuert. Beim Conn-Syndrom ist diese Kontrolle gestört. Die Ausschüttung ist inadäquat gesteigert und erfolgt autonom. Diese Störung hat schwerwiegende Konsequenzen: Patienten mit primärem Hyperaldosteronismus tragen im Vergleich zu essenziellen Hypertonikern ein dreifach erhöhtes Risiko für Schlaganfall, koronare Herzkrankheit und Vorhofflimmern.
Auf das erniedrigte Kalium ist in der Diagnostik kein Verlass. Die Mehrheit der Patienten weist normale Werte auf. Die klassische Trias aus Hypertonie, Hypokaliämie und metabolischer Alkalose findet sich wesentlich seltener und überwiegend bei schwer Erkrankten, schreibt ein Autorenteam um Dr. Carmina Fuss vom Universitätsklinikum Würzburg.
Vom Auftreten der Hypertonie bis zur Diagnose des ursächlichen Conn-Syndroms vergehen derzeit noch zehn Jahre. Um diesen Missstand zu verändern, wird ein Screening in Risikogruppen empfohlen. Dazu zählen beispielsweise Patienten mit therapieresistenter oder schwer kontrollierbarer Hypertonie, zusätzlich vorhandener Hypokaliämie oder einem Schlaganfall im Alter unter 40 Jahren (s. Kasten).
Indikationen für Screening
- Blutdruck > 150/100 mmHg an drei Tagen
- therapieresistente Hypertonie
- Hochdruck mit Hypokaliämie
- nur mit ≥ 4 Medikamenten kontrollierte Hypertonie
- Inzidentalom der Nebenniere
- Schlaganfall < 40 Jahre
- Schlafapnoesyndrom
- Verwandter 1. Grades mit primärem Hyperaldosteronismus
- positive Familienanamnese für arterielle Hypertonie in jungen Jahren bzw. Schlaganfall < 40 Jahre
Aldosteron-Renin-Quotient ist die Basis
Die Basisdiagnostik kann in der hausärztlichen Praxis vorgenommen werden. Sie beruht auf der Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten (ARQ). Die Blutentnahme sollte möglichst unter standardisierten Bedingungen erfolgen (s. Checkliste).Checkliste zur Aldosteron-Renin-Quotient-Bestimmung
- Blutentnahme morgens im Sitzen (nach 15 Minuten)
- ausgeglichener Kaliumspiegel
- keine oder testgerechte Medikation
- kein Lakritzabusus
- keine Salzrestriktion
- Test bei prämenopausalen Frauen idealerweise in der Follikelphase
Was den Aldosteron-Renin-Quotienten beeinflusst | ||
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Größerer Einfluss | Effekt auf ARQ | Pause |
Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten, kaliumsparende Diuretika | falsch-negativ | 4 Wochen |
Schleifendiuretika, ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten, Kalziumantagonisten vom Dihydropyridintyp | falsch-negativ | 1 Woche |
Betablocker | falsch-positiv | 1 Woche |
Ovulationshemmer | falsch-positiv | 4 Wochen |
Minimaler Einfluss | ||
Kalziumantagonisten vom Verapamiltyp, Dihydralazin, Doxazosin, Urapidil |
Vor der Operation Hormonquelle sichern
Vor der operativen Entfernung der Nebenniere wird eine Lokalisationsdiagnostik empfohlen. Denn wegen der hohen Prävalenz endokrin inaktiver Adenome kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass ein im CT gefundener Tumor Aldosteron produziert. Außerdem sind sehr kleine Adenome eventuell nicht bildgebend nachweisbar. Als Goldstandard zur Identifikation der Hormonquelle dient die Katheterisierung der beiden Nebennierenvenen. Dabei erfolgt eine simultane Blutentnahme auf der rechten und linken Seite und der Peripherie (meist V. cava) mit anschließender Bestimmung von Aldosteron und Kortisol. Die Operation führt meist zu einer biochemischen Heilung, nicht aber zu einer Normalisierung des Blutdrucks. Der Patient muss also weiter Antihypertensiva einnehmen, kann aber meist die Dosis reduzieren. Außerdem sinkt das erhöhte kardiovaskuläre Risiko auf das Niveau bei der essenziellen Hypertonie.Quelle: Fuss CT et al. Internist 2022; 63: 25-33; DOI: 10.1007/s00108-021-01208-5
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