Kinder mit Rheuma im Auge behalten

Dr. Sonja Kempinski

Eine übersehene Uveitis kann bei Kindern schwere Komplikationen nach sich ziehen. Eine übersehene Uveitis kann bei Kindern schwere Komplikationen nach sich ziehen. © bravissimos – stock.adobe.com

Kinder mit rheumatischen Erkrankungen haben nicht nur ein hohes Risiko für Uveitiden. Bei ihnen verläuft die Augenentzündung oft auch besonders schwer. Frühe Diagnose und Therapie können das Augenlicht erhalten.

Als häufigste rheumatische Erkrankung im Kindesalter gilt die juvenile idiopathische Arthritis (JIA). Sie geht nicht selten mit einer Augenentzündung als extraartikuläre Manifestation einher. Betroffen ist vor allem der anteriore Bereich des Auges. Die uveitistypischen Beschwerden wie schmerzhafte, gerötete Augen und Photophobie können jedoch gerade bei der JIA-assoziierten Uveitis fehlen. Dazu kommt, dass kleine Kinder oft gar nicht über eventuelle Sehstörungen wie eine Visusminderung klagen. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen der Entzündung bei ihnen sehr schwierig, schreibt Privatdozentin Dr. Juliane 
Matlach von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 

Einteilung der Uveitis im Kindesalter

Diese Kriterien definieren die Uveitis: 

  • zugrunde liegende rheumatische Erkrankung
  • Auftreten: akut oder chronisch
  • Klinik: Schwere, ein- oder beidseitiges Auftreten, Komplikationen
  • Anatomie: anteriore, intermediäre oder posteriore Uveitis bzw. Panuveitis
  • Standardisierung der Befunde nach SUN*: Gradeinteilung der Vorderkammerzellen (0 bis 4+) und Tyndall-Effekt (0 bis 4+)

*    Standardization of Uveitis Nomenclature

Doch gerade bei Kindern ist die frühe Diagnose wichtig. Denn bei ihnen neigen die Augenentzündungen vermehrt zu Rezidiven und schweren Verläufen. Es drohen Komplikationen wie Katarakt, Makula­ödem und Glaukom, die in einen Sehverlust münden können. Faktoren für einen ungünstigen Verlauf sind:

  • früher Krankheitsbeginn
  • kurze Intervalle zwischen den Uveitisschüben
  • hoher Augeninnendruck
  • geringer Visus
  • aufgetretene Komplikationen

Mit ANA ist das Risiko für eine Augenbeteiligung hoch

Auch ohne das Vorliegen von Augenbeschwerden muss deshalb jedes Kind, bei dem eine JIA oder eine andere rheumatische Erkrankung diagnostiziert wird, zeitnah vom Augenarzt untersucht werden (das Gleiche gilt für diejenigen, die an einer mit Uveitiden assoziierten anderen Systemerkrankung leiden). Danach sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen empfehlenswert. Die Intervalle reichen von drei bis zwölf Monaten und richten sich nach Befund, Krankheitsdauer und -aktivität. Weisen die Kinder antinukleäre Antikörper (ANA) auf, ist die engmaschige Kontrolle besonders wichtig. Denn in diesen Fällen ist das Risiko für eine Augenbeteiligung hoch.

Therapeutisch kann man nur gegen die Symptome vorgehen. Die Behandlung erfolgt in Stufen mit dem Ziel, die Entzündung zu reduzieren, den Visus zu erhalten sowie Rezidiven und Komplikationen vorzubeugen. Die Betreuung sollte in spezialisierten Zentren erfolgen. Entscheidend ist zudem die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenarzt und Kinder­rheumatologen.

Die erste Therapiestufe besteht aus der lokalen Applikation von Kortikosteroiden (Prednisolon 1 %, Dexamethason 0,1 %) bis zur Reizfreiheit. Auf der zweiten Stufe, d.h. beim Auftreten von Komplikationen oder ausbleibendem Erfolg nach zwölfwöchiger Therapie, werden zusätzlich systemische Kortikosteroide oder Methotrexat gegeben. Spricht die Uveitis auch darauf nach insg. 16 Wochen nicht an, kommt es zu Rezidiven oder lassen sich Komplikationen nicht beherrschen, steht Stufe 3 an. Dabei hat man die Option, einen TNF-α-Blocker wie Adalimumab, Golimumab oder Infliximab bzw. alternativ Tocilizumab, Abatacept oder Rituximab hinzuzufügen. Der frühzeitige Einsatz von Immunsuppressiva rückt auch bei Kindern mit Uveitis immer mehr in den Fokus, um systemische Glukokortikoide einzusparen, erläutert die Augenärztin.

Quelle: Matlach J. Der Augenspiegel 2022; 68: 26-30 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr

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Eine übersehene Uveitis kann bei Kindern schwere Komplikationen nach sich ziehen. Eine übersehene Uveitis kann bei Kindern schwere Komplikationen nach sich ziehen. © bravissimos – stock.adobe.com