Kloß im Hals vom Jod

Dr. Andrea Wülker

Die beidseitige Schwellung der Submandibulardrüsen nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels ist pathognomonisch für die Jodsialoadenopathie. Die beidseitige Schwellung der Submandibulardrüsen nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels ist pathognomonisch für die Jodsialoadenopathie. © yongyult – stock.adobe.com

An sich kann Jod keine Typ-I-Allergie auslösen. Was war also der Grund, dass bei einer Frau nach einer Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel die Submandibulardrüsen heftig anschwollen? 

Bei einer 50-jährigen Patientin mit kutanem T-Zell-Lymphom erfolgte eine PET/CT mit jodhaltigem Kontrastmittel. Rund 20 Stunden später klagte die Frau über ein Engegefühl im Rachen und leichte Schluckstörungen. Ihr Hals war deutlich angeschwollen. 

Weil sich die Symptome zu­sehends verstärkten, stellte sich die Frau in der Notaufnahme vor. Die Kollegen dort vermuteten ein allergisches Angio­ödem und behandelten mit Clemastin­ und Methylprednisolon i.v., jedoch ohne Erfolg. Bei leichtem Rückgang der Schwellung unter der Gabe von Levocetirizin­ und Prednison­ wurde die Patientin am nächsten Tag entlassen.

Zur Abklärung schlossen sich Prick- und Intradermaltests mit einer Kontrastmittelreihe an, mit negativem Ergebnis. Laborwerte wie Gesamt-IgE, Mastzelltryptase, Komplement­analytik und Schilddrüsenwerte waren gleichfalls unauffällig. Auf eine Provokation mit 5%iger Jod-Kaliumjodid-Lösung reagierte die Patientin dann aber innerhalb von zwölf Stunden mit einer derben Schwellung der Submandibular­drüsen beidseits ohne Entzündungszeichen. Damit konnten die Ärzte die Diagnose jodassoziierte Sialo­adenopathie, auch als Jodmumps bekannt, stellen.  Diese Komplikation ist nicht selten, betonen die Autoren. Die Frau erhielt einen Allergiepass für jodierte Kontrastmittel und jodhaltige Medikamente.

Jodmumps kann innerhalb von Minuten auftreten

Allerdings ist Jodmumps ebenso wie die Jodakne keine Allergie, sondern eine idiosynkratische Reaktion auf Jod, schreiben Prof. Dr. Andreas­ Bircher­ vom Universitätsspital Basel­ und PD Dr. Kathrin­ Scherer­ Hofmeier­, Kantonsspital Aarau­. Der genaue Pathomechanismus der Überempfindlichkeits­reaktion ist nicht geklärt. Typischerweise entwickelt sich der Jodmumps innerhalb von Minuten bis zu einem Tag nach Exposition gegenüber jodhaltigen Substanzen, insbesondere gegenüber entsprechenden Kontrastmitteln. 

Die derbe, gelegentlich druckdolente oder spontan schmerzhafte Schwellung betrifft vor allem die Glandulae submandibulares und die Glandulae sublinguales, seltener die Parotiden. In der Sonografie und Histologie fällt die Jodsialoadenopathie lediglich durch ein Ödem der Speicheldrüsen auf, ausgeprägte entzündliche Veränderungen fehlen. Dass die Reaktion auf das Jod selbst zurückzuführen ist, belegt die erneute Speicheldrüsenschwellung nach Reexposition gegenüber der Jod-Kaliumjodid-Lösung.

Häufig wird Jodmumps mit einem allergischen Angio­ödem als Reaktion auf Kontrastmittel verwechselt und mit Kortikosteroiden und Antihistaminika behandelt. Beides könne man sich getrost sparen, schreiben Prof. Bircher­ und Dr. Scherer­ Hofmeier­. Denn die jod­assoziierte Sialo­adenopathie verschwindet innerhalb von Stunden oder einigen Tagen spontan und bedarf keinerlei Therapie.

Was ist aber, wenn Patienten, die mit Jodmumps reagiert haben, später erneut eine Untersuchung mit Kontrastmittel benötigen? In diesen Fällen sollte man auf Gadoliniumderivate zurückgreifen, so die Autoren.

Quelle: Bircher AJ, Scherer Hofmeier K. „Akute Schwellung im Halsbereich nach jodhaltigem Kontrastmittel – der oft unerkannte Jodmumps anhand von drei Fallbeispielen“, Akt Dermatol 2023; 49: 52-57 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Die beidseitige Schwellung der Submandibulardrüsen nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels ist pathognomonisch für die Jodsialoadenopathie. Die beidseitige Schwellung der Submandibulardrüsen nach Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels ist pathognomonisch für die Jodsialoadenopathie. © yongyult – stock.adobe.com