Komplementärmedizin: Welche begleitenden Maßnahmen sind für Krebskranke sinnvoll?

Dr. Alexandra Bischoff

Tumorpatienten greifen häufig zu Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen oder zu homöopathischen Präparaten. Tumorpatienten greifen häufig zu Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen oder zu homöopathischen Präparaten. © iStock/FatCamera

Die körpereigenen Kräfte mobilisieren, das Immunsystem unterstützen, etwas gegen Übelkeit und Fatigue unternehmen: Viele Tumorpatienten möchten aktiv etwas gegen ihre Erkrankung und die Auswirkungen der Therapie tun. Die Komplementärmedizin hilft ihnen dabei.

Etwa die Hälfte aller Krebspatienten nutzt die komplementäre Medizin. Am häufigsten, schreibt Professor Dr. Jutta Hübner von der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Jena, greifen Tumorpatienten kurzerhand zu Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen oder zu homöopathischen Präparaten.

Bislang allerdings, so die Expertin, deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Antioxidanzien und Selen eher negativ auf die Prognose der Patienten auswirkt oder – wie im Fall der Misteltherapie beim Prostatakarzinom – keinerlei Wirkung zeigt.

Chinesische Heilkräuter und Supplemente eher meiden

Kritisch sieht sie den zunehmenden Einsatz von chinesischen Heilkräutern. Über die Neben- und Wechselwirkungen dieser Präparate ist nur wenig bekannt, schreibt sie. Zudem kommen viele verunreinigte, teilweise hochgiftige Produkte in den Umlauf.

Die effektivste Methode, um Prognose, Nebenwirkungen und Lebensqualität zu bessern, ist regelmäßige Bewegung. Und zwar jede Form körperlicher Aktivität, angefangen bei den typischen Sportarten bis hin zum Spazierengehen, Fahrradfahren oder der Garten- und Hausarbeit. Eine wichtige Rolle spielt auch der Ernährungszustand des Patienten – der jedoch in der modernen Onkologie oft vernachlässigt wird. Mangelernährung ist bei vielen definitionsgemäß schon bei einem Gewichtsverlust von 5 % innerhalb von drei Monaten gegeben, erinnert die Onkologin.

Eine wertvolle Ergänzung ist die komplementäre Medizin beim Umgang mit unerwünschten Nebenwirkungen. Ingwer beispielsweise reduziert Übelkeit und Erbrechen, die als Folge einer Tumorbehandlung auftreten. Ginseng soll bei Fatigue helfen, Pfefferminztee bei Mundtrockenheit. Mundspülungen mit Salbei- oder Thymiantee beugen Mukositis vor und Omega-3-Fettsäuren bessern wohl nicht nur Fatigue, sondern sie wirken möglicherweise auch einer Sarkopenie entgegen.

Expertin rät von Fasten und ketogener Diät ab

Von Krebsdiäten wie beispielsweise der ketogenen Diät, bei der Kohlenhydrate konsequent gemieden werden, oder einer ein- bis dreitägigen Fastenzeit um die Chemotherapie herum rät die Expertin hingegen eindringlich ab, da keinerlei Nutzen nachgewiesen ist und sich derlei Maßnahmen sogar ungünstig auf die Prognose der Patienten auswirken können. Unbedingt die Finger sollte man von alternativmedizinischen Präparaten wie Amygdalin lassen, das auch als Vitamin B17 bezeichnet und zur Behandlung von Tumorerkrankungen beworben wird. Sowohl das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnen ausdrücklich vor der blausäurehaltigen Substanz.

Quelle: Hübner J. Urologe 2020; 59: 695-699; DOI: 10.1007/s00120-020-01188-8

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Tumorpatienten greifen häufig zu Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen oder zu homöopathischen Präparaten. Tumorpatienten greifen häufig zu Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen oder zu homöopathischen Präparaten. © iStock/FatCamera