Krank und dick durch Verkehrslärm

Kathrin Strobel

Irgendwann hat man die Faxen dicke: Wer viel Straßengetöse ausgesetzt ist, hat laut der Studie ein signifikant erhöhtes Risiko, fettleibig zu werden. Irgendwann hat man die Faxen dicke: Wer viel Straßengetöse ausgesetzt ist, hat laut der Studie ein signifikant erhöhtes Risiko, fettleibig zu werden. © iStock.com/Heiko119

Dauerhaftes Getöse von Autos, Flugzeugen und Zügen geht Betroffenen nicht nur gehörig auf die Nerven – sondern auch auf Herz, Lunge und Hüften. Das zeigen drei Teilprojekte einer großen Studie aus der Schweiz.

Wie hängen Lärm, Luftverschmutzung und herzinfarktbedingte Todesfälle zusammen? Deutliche Hinweise geben die Studienergebnisse des Datenwissenschaftlers Harris Héritier und seiner Kollegen: Pro 10 Dezibel Schalldruckanstieg des Verkehrsgetöses stieg ihrer Untersuchung zufolge auch das Herzinfarktrisiko der Lärmgeplagten um 2,0–3,4 %.1 Die Luftqualität spielte im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle. Allerdings addieren sich die Effekte, sodass Menschen, die sowohl dem Krach des Verkehrs als auch Luftverschmutzung ausgesetzt sind, das höchste Herzinfarktrisiko haben. Die Forscher hatten die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Werte sowie die Lärmbelastung für den Wohnsitz von mehr als vier Millionen Schweizern modelliert.

Über die Studie

Die SiRENE-Studie ist ein seit 2014 laufendes interdisziplinäres Forschungsprojekt, das die Auswirkungen von Straßen-, Schienen- und Fluglärm auf die (kardiovaskuläre) Gesundheit untersucht. Hierfür kombinieren die Forscher Lärmberechnungen und -modellierungen mit epidemiologischen Untersuchungen und Bevölkerungsbefragungen. Die langfristigen Gesundheitsrisiken ermitteln sie anhand großer nationaler Kohorten mit epidemiologischen Risikomodellen. Geleitet wird die Studie vom Swiss Tropical and Public Health Institute in Basel.

Auch an der Lunge geht das Gedröhn von Straßen-, Flug- und Zugverkehr nicht spurlos vorüber. Das zeigt eine weitere Untersuchung der Baseler Arbeitsgruppe.2 In drei Umfragen gaben 7049 Teilnehmer Auskunft über Atemwegsbeschwerden und Asthmaerkrankungen. Anhand einer elf Punkte umfassenden Skala bewerteten die Befragten zudem, wie sehr sie sich vom Verkehrslärm gestört fühlen. Der Krach selbst sowie die subjektiv empfundene Beeinträchtigung durch die Geräusche führten bei Asthmatikern vermehrt zu Exazerbationen – vor allem bei denen, deren Asthma erst im Erwachsenenalter aufgetreten war. Dies weist darauf hin, dass sowohl psychische als auch physiologische Reaktionen auf Lärm ernste Konsequenzen für die Atemwege haben können, so Dr. Ikenna C. Eze und seine Kollegen. Dass Motorgeräusche, Hupen und Reifengeräusche zu Übergewicht führen können, klingt weit hergeholt. Und doch: Straßengetöse war in einer weiteren Studie signifikant mit Adipositas bzw. mit einem deutlichen Risiko für die Fettleibigkeit assoziiert, so das Ergebnis von Dr. Maria Foraster und ihren Kollegen.3 Die Forscher hatten unter anderem BMI und Taillenumfang von 3796 Teilnehmern ermittelt und mit den entsprechenden 5-Jahres-Durchschnittswerten für die Lärmbelastung der Untersuchten in Beziehung gebracht. 

Quellen:
1. Héritier H et al. Eur Heart J 2018; online first
2. Eze IC et al. Environ Int 2018; 121: 741-750
3. Foraster M et al. Environ Int 2018; 121: 879-889

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Irgendwann hat man die Faxen dicke: Wer viel Straßengetöse ausgesetzt ist, hat laut der Studie ein signifikant erhöhtes Risiko, fettleibig zu werden. Irgendwann hat man die Faxen dicke: Wer viel Straßengetöse ausgesetzt ist, hat laut der Studie ein signifikant erhöhtes Risiko, fettleibig zu werden. © iStock.com/Heiko119