
Kreuzband gerissen, was nun?
In einer aktuellen schwedischen Studie wurden zwei verschiedene Behandlungsstrategien an 121 jungen Erwachsenen mit Kreuzbandriss geprüft. Entweder man rekonstruierte das Kreuzband frühzeitig operativ oder wartete zunächst die Entwicklung ab und operierte bei Bedarf später.
Vor jeder OP erst mal Reha
Alle Patienten, egal ob mit oder ohne geplante Operation, unterzogen sich zunächst einer strukturierten Rehamaßnahme. Dem Studienprotokoll entsprechend wurden 61 Teilnehmer früh, d.h. innerhalb von zehn Wochen, operiert. Bei 59 Kniepatienten stellte man dagegen die Indikation zur Rekonstruktion des Kreuzbandes erst im Verlauf.
Hier unterzogen sich nach im Mittel einem Jahr 23 dem Eingriff, bei 36 verzichtete man auf eine Operation, berichten Dr. Richard B. Frobell von der Orthopädischen Universitätsklinik Lund und Kollegen im „New England Journal of Medicine“¹.
Keine Unterschiede nach zwei Jahren
Nach dem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren ergaben sich zwischen den Gruppen keine Unterschiede in Bezug auf den KOOS-Score, der Faktoren wie Schmerzen, Funktion, Sportfähigkeit und kniebezogene Lebensqualität berücksichtigt.
Damit, so resümieren die Autoren, wurde in der zweiten Gruppe bei 61 % der Patienten ein Eingriff vermieden.
Und was ist mit dem Meniskus?
Diese Ergebnisse sieht in derselben Zeitschrift Dr. Bruce A. Levy von der Chirurgischen Orthopädie der Mayo Clinic, Rochester, in seinem Kommentar skeptisch². Ganz wichtig sind seines Erachtens die parallel bestehenden Meniskusschäden. Bei der Rekonstruktion des Kreuzbandes würden diese gleich mitbehandelt. Zudem nehme der Meniskus bei fehlender Kreuzbandfunktion und instabilem Knie oft später noch Schaden.
Dem Kommentator scheint auch das zweijährige Follow-up zu kurz. Denn viele Kreuzbandrekonstruktionen erfolgten schließlich auch noch nach diesem Zeitraum.
¹Richard B. Frobell et al., N Engl J Med 2010; 363: 331–342
²Bruce A. Levy, a.a.O.: 386–388
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