Kurze Neoadjuvanz könnte zu verlängertem Überleben verhelfen

Josef Gulden

Für Patient:innen mit  Pankreaskarzinom eröffnet sich mit einer kurzen neoadjuvanten Chemotherapie eine vielversprechende Option. Für Patient:innen mit Pankreaskarzinom eröffnet sich mit einer kurzen neoadjuvanten Chemotherapie eine vielversprechende Option. © SciePro – stock.adobe.com

Patient:innen mit grenzwertig resezierbarem Pankreaskarzinom stellen eine besonders schwierige Klientel dar: Die Resektionsraten sind niedrig, ebenso die Überlebenschancen – trotz adjuvanter Therapien. Eine in Großbritannien und Deutschland durchgeführte Machbarkeitsstudie lässt eine kurze neoadjuvante Chemotherapie als vielversprechende Option in dieser Situation erscheinen.

In der ESPAC5-Studie wurden 90 Patient:innen, deren Pankreaskopfkarzinome laut Computertomogramm als grenzwertig resezierbar eingestuft wurden, in vier Arme randomisiert:

  • 33 von ihnen wurden sofort operiert (Kon­trollgruppe), 

die übrigen erhielten eine kurze neoadjuvante Therapie bestehend aus 

  • Gemcitabin und Capecitabin (n = 20), 
  • FOLFIRINOX (n = 20) oder 
  • einer capecitabinbasierten Chemoradiotherapie (n = 17). 

Alle Teilnehmenden, die operiert werden konnten, erhielten anschließend eine adjuvante Therapie nach den am jeweiligen Zentrum üblichen Kriterien. Vier Personen wurden aus unterschiedlichen Gründen von der Intention-to-treat-Analyse ausgeschlossen.

Kurze Neoadjuvanz, vielversprechende Option?

Wie die Autor:innen um Prof. Dr. Paula Ghaneh, University of Liverpool, schreiben, konnten 68 % der Kontrollgruppe und 55 % der Personen in den neo­adjuvanten Gruppen reseziert werden – ein nicht-signifikanter Unterschied. Die R0-Resektionsrate war bei sofortiger Operation mit 14 % etwas niedriger als nach der neoadjuvanten Behandlung (23 %), aber auch diese Differenz war nicht signifikant. Sechs von 46 Patient:innen, für die nach der neo­adjuvanten Therapie ein Re­staging erfolgen konnte, hatten eine partielle Remission erzielt (13 %). 

Neoadjuvanz bringt Toxizitäten mit sich

Erwartungsgemäß waren Grad-3/4-Nebenwirkungen unter der neoadjuvanten Therapie häufiger als bei sofortiger Resektion (34 % vs. 7 %). Es handelte sich in erster Linie um Neutropenien, Infektionen und Hyperglykämien.

Nach median einem Jahr Nachbeobachtung wurden folgende Ein-Jahres-Überlebensraten ermittelt: 

  • 39 % nach sofortiger Operation 
  • 78 % nach Gemcitabin plus Capecitabin 
  • 84 % nach FOLFIRINOX und 
  • 60 % nach Radiochemotherapie (p = 0,0028)

Auch bei der krankheitsfreien Ein-Jahres-Überlebensrate schnitt die sofortige Operation schlechter ab als die kombinierten neoadjuvanten Gruppen (33 % vs. 59 %; HR 0,53; 95%-KI 0,28–0,98; p = 0,016). Lokalrezidive wurden bislang bei zwei Betroffenen im Kontrollarm und bei einer Person im FOLFIRINOX-Arm registriert. 

Die Rekrutierung der Teilnehmenden stellte eine Herausforderung dar, so die Autor:innen, und die Resektionsraten wurden durch die neoadjuvante Behandlung nicht wesentlich erhöht. Dennoch scheine diese Therapiemodalität erheblichen Nutzen zu bringen: Insbesondere Gemcitabin/Capecitabin sowie FOLFIRINOX konnten die Überlebensrate nach einem Jahr etwa verdoppeln.

Quelle:
Ghaneh P et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 2023; 8: 157-168; DOI: 10.1016/ S2468-1253(22)00348-X

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Für Patient:innen mit  Pankreaskarzinom eröffnet sich mit einer kurzen neoadjuvanten Chemotherapie eine vielversprechende Option. Für Patient:innen mit Pankreaskarzinom eröffnet sich mit einer kurzen neoadjuvanten Chemotherapie eine vielversprechende Option. © SciePro – stock.adobe.com