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Künstlicher Pankreas: Studie zum Closed-Loop-System bei Kindern macht Mut

Ein künstliches Pankreas, das den Blutzucker messen und automatisch bedarfsadaptierte Insulinmengen freisetzen kann, wäre für die Behandlung des Typ-1-Diabetes ideal. Speziell Kinder würden profitieren – vorausgesetzt, das System arbeitet extrem zuverlässig. Schließlich sind Kinder noch nicht so gut in der Lage, kritische Situationen einzuschätzen und angemessen zu reagieren. Fehlfunktionen, die mit dem Risiko schwerer Hypoglykämien bzw. Ketoazidosen verbunden sind, könnten unbemerkt schnell lebensbedrohlich werden.
Im vergangenen Jahr wurden die Ergebnisse einer US-amerikanischen Multizenterstudie veröffentlicht, in der ein Hybrid-Closed-Loop-System bei Kindern im Alter zwischen 6 und 13 Jahren getestet worden war. Bei dem System handelte es sich um das „Closed-Loop-Control(CLC)-System-Control-IQ“, das aus einer Insulinpumpe mit Control-IQ-Technologie und einem System zur kontinuierlichen Glukosemessung besteht. Der Control-IQ steuert die Versorgung mit Basalinsulin, stoppt bei sich abzeichnenden Hypoglykämien automatisch die Insulinzufuhr und kann Korrekturboli abgeben.
Zuverlässig, aber nicht störungsfrei
Für die Studie waren in vier Zentren insgesamt 101 Kinder mit Typ-1-Diabetes rekrutiert worden. Einer 3:1-Randomisierung folgend, hatten die Forschenden sie entweder mit dem CLC-System oder einer sensorunterstützten Pumpentherapie (SuP) versorgt. Die Studiendauer betrug 16 Wochen.
Das CLC-System habe zuverlässig, wenn auch nicht störungsfrei, gearbeitet, so das Fazit der Autoren. Zu schweren Zwischenfällen kam es nicht. Die erzielte Blutzuckerkontrolle war tendenziell besser, in der zweiten Nachthälfte schnitt das System sogar deutlich besser ab als die SuP.
Mittlerweile hat die Forschergruppe Follow-up-Daten ihrer Studie veröffentlicht. Man hatte ursprünglich vorgesehen, die Kinder im Anschluss an die kontrollierte Studienphase unter Fortführung der Therapie weiter zu beobachten. Damit wird nun ein Zeitraum von insgesamt sieben Monaten überblickt. 22 Kinder, die zunächst zur SuP-Gruppe gehörten, wechselten nach Abschluss der 16-wöchigen ersten Phase auf das CLC-System (SuP-CLC-Gruppe), 78 Teilnehmer der ursprünglichen CLC-Gruppe führten die Therapie mit dem System fort (CLC-CLC-Gruppe).
Auch in dieser zweiten Phase konnte man die Ergebnisse hinsichtlich Effizienz und Sicherheit des Closed-Loop-Systems bestätigen, so die Autoren. In der Nachbeobachtung sei es weder zu schweren Hypoglykämien noch zu Ketoazidosen gekommen. Um die Qualität der Blutzuckerkontrolle zu beurteilen, wurde der mittlere Prozentsatz der Zeit ermittelt, in der sich die Glukosewerte im Zielbereich von 70–180 mg/dl bewegten (Time in Range, TIR). In der SuP-CLC-Gruppe erhöhte sich der TIR-Prozentsatz durch Umstellung auf das Closed-Loop-System von 55 % auf 65 %, wobei wieder ein ausgeprägter Effekt in der zweiten Nachthälfte zu beobachten war. Gleich am ersten Tag nach der Umstellung ließ sich eine substanzielle Verbesserung der Stoffwechsellage feststellen.
In der CLC-CLC-Gruppe hatte sich die TIR während der kontrollierten Studienphase von 53 % vor der Randomisierung auf 67 % nach vier Monaten erhöht. Auf diesem Niveau blieb die Stoffwechselkontrolle auch während des dreimonatigen Follow-up-Zeitraums stabil. Diese Ergebnisse klingen vielversprechend und müssen nun durch Real-Life-Daten bestätigt werden.
Quelle: Kanapka LG et al. Diabetes Care 2021; 44: 473-478; DOI: 10.2337/dc20-1729
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