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Gut kontrolliert via Smartphone? Zwei Closed-Loop-Systeme im Vergleich zu sensorgestützter Insulinpumpe
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Vorteile."
Inzwischen lassen sich Glukosesensor und Insulinpumpe auch via Smartphone zu einem Closed-Loop-(CL)-System zusammenschließen. Ein Forscherteam um Dr. Boris Kovatchev von der Universität Virginia, Charlottesville, überprüfte in einer multizentrischen Studie zwei verschiedene mobile CL auf ihre Effizienz und Alltagstauglichkeit.
Dazu rekrutierten sie Patienten mit Typ-1-Diabetes, die seit mindestens einem Jahr eine Insulintherapie erhielten und die einen HbA1c-Wert von weniger als 10,5 % aufwiesen. Die Teilnehmer nutzten innerhalb der 13 Studienwochen entweder ein CL, das via Smartphone gesteuert wurde, oder eine herkömmliche sensorgestützte Insulinpumpe (SAP). Insgesamt beendeten 125 Teilnehmer die Studie, davon 64 in der CL-Gruppe und 61 im SAP-Arm.
Closed-Loop-System
Closed-Loop-Systeme überzeugen insgesamt
Bei Studienteilnehmern mit den CL-Systemen traten weniger hypoglykämische Episoden auf als bei Patienten mit SAP. So waren die Teilnehmer mit CL-Kontrolle in der Nachbeobachtungszeit weniger lang in einem Bereich unter 70 mg/dl als zu Beginn der Studie (mittlerer Anteil der Zeit: 5 % vs. 2,4 %). Bei Patienten, die eine SAP nutzten, konnten die Anteile der Zeit, in der die Patienten hypoglykämisch waren, lediglich von 4,7 % auf 4,0 % gesenkt werden (p < 0,0001 für Überlegenheit). Gleichzeitig waren die CL-Systeme den SAP nicht unterlegen, wenn es um das Verhindern einer Hyperglykämie ging, so die Autoren – im Mittel waren CL-Patienten zu Beginn der Studie zu 40 % der Zeit hyperglykämisch und in der Nachbeobachtung zu 34 % der Zeit. Bei Patienten, die SAP nutzten, betrugen die Anteile der Zeiten in der hyperglykämischen Episode 43 % zu Beginn und 39 % in der Nachbeobachtung (p < 0,0001 für Nicht-Unterlegenheit). Auch hinsichtlich der sekundären Endpunkte konnten die CL überzeugen. Im Mittel lagen die Glukosewerte während 64 % der Studienzeit zwischen 70 und 180 mg/dl; bei Patienten in der Kontrollgruppe waren es 57 % der Zeit (p = 0,0074). Besonders vorteilhaft für die Patienten waren die Effekte der CL-Systeme in der Nacht. Das mittlere HbA1c war nach 13 Wochen in den beiden Studiengruppen gleich und lag bei 7,2 %. Auch benötigten die Patienten etwa gleich viel Insulin und es gab keine Unterschiede bzgl. des Körpergewichts.Überschaubare Nebenwirkungen
- Ein Patient der CL-Gruppe erlitt eine schwere Hypoglykämie, die aber nicht in Zusammenhang mit dem CL-System stand.
- Bei drei weiteren Studienteilnehmern, die CL nutzten, traten vorübergehende Nebenwirkungen auf, die ebenfalls nicht mit dem Gerät in Verbindung gebracht werden konnten.
- Diabetische Ketoazidosen traten nicht auf.
Die Konnektivität ist noch verbesserungswürdig
Closed-Loop-Systeme, die über einen Kontrollalgorithmus auf dem Smartphone gesteuert werden, sind eine attraktive Alternative zu artifiziellen Pankreassystemen ohne einen solchen Kontrollalgorithmus, resümieren die Autoren. Als problematisch stellte sich allerdings die teilweise fehlende Verbindung zwischen den Geräten heraus, da zwischenzeitlich das Signal verloren ging. So waren die CL-Systeme nur in 69 % der Zeit aktiv. Man müsse daher die Konnektivität verbessern. Nichtsdestotrotz habe die Studie ihren primären Endpunkt erreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass die CL-Systeme das Risiko für Hypoglykämien verringern können und gleichwertig zu SAP sind, wenn es um die Vermeidung von Hyperglykämien geht.Quelle: Kovatchev B et al. Diabetes Care 2020; 43: 607-615; DOI: 10.2337/dc19-1310
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