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Pankreaskarzinom: So schlecht steht es um die Lebensqualität

Bei einer sehr beschränkten Lebenserwartung von Pankreaskarzinom-Patienten kommt es umso mehr auf die Lebensqualität unter der Therapie an. In der Zulassungsstudie zum Standardregime Gemcitabin plus nab-Paclitaxel als Erstlinie wurde diese allerdings nicht untersucht. Das holten Forscher jetzt in der prospektiven QoliXane-Studie nach, berichtete Privatdozent Dr. Thorsten Oliver Götze vom Institut für Klinisch-Onkologische Forschung des Krankenhauses Nordwest in Frankfurt am Main.
Die nicht-interventionelle und multizentrische Studie ist Teil der Pankreaskarzinom-Plattform zu Outcome, Lebensqualität und translationaler Forschung (PARAGON). Im Rahmen der QoliXane-Studie wurden an 95 deutschen Zentren 600 Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom befragt, die ausschließlich den Standard erhalten hatten.
Progress bereits nach einem halben Jahr
Die Lebensqualität erfassten die Forscher prospektiv mit dem 30 Items umfassenden Fragebogen der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC-Q30). Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten ohne verschlechterte allgemeine Lebensqualität im Global Health Score (GHS) nach drei Monaten. Das mediane Alter lag bei 68,7 Monaten, es gab eine männliche Prädominanz (58,2 % Männer, 41,8 % Frauen).
Aufgrund der Aggressivität der Erkrankung betrug das mediane progressionsfreie Überleben der Patienten nur 5,85 Monate, das Gesamtüberleben 8,91 Monate. Das entsprach in etwa den Daten aus der M-PACT-Studie, die die Therapie mit Gemcitabin-nab-Paclitaxel etabliert hatte. Je besser der Allgemeinzustand bei Aufnahme in das Register war, umso länger fiel das Gesamtüberleben aus. Erkrankte mit einem ECOG-Performancestatus von 3 lebten median nur 2,94 Monate, die mit einem Status von 0 immerhin 11,18 Monate.
Bereits vor Therapiestart ist die Lebensqualität gering
Die Lebensqualität war schon zu Beginn der Erfassung massiv eingeschränkt. Der GHS-Score erreichte nur 46,2 Punkte, während der Wert in der deutschen Durchschnittsbevölkerung etwa 75 Punkte beträgt, wie Dr. Götze betonte. Insbesondere die Rollenfunktion war stark beeinträchtigt. Fatigue gaben Betroffene als das Symptom an, was sie am stärksten beeinträchtigte.
Der univariaten Analyse zufolge war die Lebensqualität ein starker Prädiktor für das Überleben, die Hazard Ratio betrug 0,86 (p < 0,0001). Auch die meisten Lebensqualitätssubskalen waren mit dem Überleben unter der Standardchemotherapie assoziiert. War zu Beginn der Wert für die körperliche Funktion um 10 Punkte höher, sank das Sterberisiko um 11 %, wie eine multivariate Cox-Regressionsanalyse ergab. Umgekehrt ging jeder Anstieg um 10 Punkte in der Symptomskala für Übelkeit und Erbrechen mit einem 6%ig angestiegenen Mortalitätsrisiko einher.
Bei vielen schwindet sie, bei manchen wird sie besser
Die Lebensqualität nahm in der Gesamtgruppe kontinuierlich ab. Nach drei Monaten hatten 61 % der Patienten ihre Ausgangslebensqualität gehalten, nach sechs Monaten noch 41 %. Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung um mindestens 10 Punkte gegenüber dem Ausgangswert war mit 4,68 Monaten kürzer als das mediane progressionsfreie Überleben, so der Referent. Eine relevante Teilgruppe schien jedoch von der Chemotherapie zu profitieren: 35 % hatten nach drei Monaten einen verbesserten Score gegenüber dem Ausgangswert, weitere 37,4 % der Patienten gaben über drei Monate eine stabile Lebensqualität an. Nach sechs Monaten hatten noch 19 % einen besseren/stabilen Score als zu Studienbeginn.
Quelle: Götze TO et al. DGHO Jahrestagung 2020 virtuell, Abstract 273
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