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Kasuistik: Ungewöhnlicher Einsatz der Checkpoint-Inhibition beim undifferenzierten Pankreastumor

Das undifferenzierte Karzinom des Pankreas mit osteoklastenartigen Riesenzellen (UCOGC) macht etwa 1,4 % aller malignen Tumoren der Bauchspeicheldrüse aus. Genetisch ähnelt es zwar dem Adenokarzinom des Pankreas, aber es gilt als aggressiver.
Kollegen um Robert J. Besaw vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston berichten von einer 62-jährigen afroamerikanischen Patientin mit einem UCOGC und Lungenmetastasen. Die Erkrankung der Frau war unter zwei Chemotherapien rasch progredient geworden. Wegen des Nachweises von Spindelzellen in der Histologie plädierte der Strahlentherapeut für eine Radiatio, wie sie bei Sarkomen durchgeführt wird. Zusätzlich wurde Gewebe aus einer Lungenmetastase per Next Generation Sequencing untersucht. Neben Mutationen in den Genen BRAF, NF1, PIK3A, CDKN2A, dem TERT-Promotor und TP53 detektierten die Forscher eine hohe Tumormutationslast von 32 Mutationen pro Megabase.
Therapieoptionen für UCOGC
PD1-Hemmer aufgrund hoher Tumormutationslast eingesetzt
Nach Ende der Radiotherapie, die zumindest die Symptome linderte, begannen die Kollegen eine Behandlung mit dem PD1-Inhibitor Pembrolizumab. Dieser hatte sich schon bei anderen Tumoren mit hoher Tumormutationslast als wirksam erwiesen. Bereits nach den ersten drei Zyklen zeigte sich in der CT eine verringerte Primariusmasse. Auch die Lungenmetastase im rechten Oberlappen war geschrumpft, wie die Wissenschaftler berichten. Die Patientin konnte wieder Nahrung zu sich nehmen, was zu Beginn der Checkpoint-Inhibition unmöglich gewesen war. Eine transfusionspflichtige Anämie bildete sich nach fünf Monaten zurück.Strahlennekrose mit Bevacizumab behandelt
Kopfschmerzen und akustische Halluzinationen während des sechsten Zyklus führten zur kernspintomographischen Diagnose einer zerebralen Raumforderung. Diese wurde ohne histologische Sicherung als Metastase der Grunderkrankung betrachtet und erfolgreich stereotaktisch bestrahlt. Die Frau entwickelte eine Strahlennekrose, die die Kollegen mit Bevacizumab behandelten. Die Hirnfiliation konnte bisher nicht wieder beobachtet werden. Während der Zyklen 8 bis 19 bildeten sich der Pankreastumor und die Raumforderung im Gehirn kontinuierlich weiter zurück und die zur Diagnose biopsierte Lungenmetastase verschwand vollständig. Die Patientin ist nach bisher 32-monatiger Therapie mit dem PD1-Inhibitor in anhaltender Remission. Während „normale“ Pankreaskarzinome bislang nicht gut auf eine Checkpoint-Blockade ansprechen, gibt es zunehmend Daten, wonach undifferenzierte Tumoren eine hohe PD-L1-Expression aufweisen. Auch eine hohe Tumormutationslast gilt als prädiktiver Biomarker für das Ansprechen auf PD(-L)1-Inhibitoren. Die Autoren berichten von einer weiteren Kasuistik, in der ein Patient mit einem UCOGC ebenfalls auf eine solche Therapie ansprach. Diese war allerdings zunächst wegen der falschen Diagnose eines Lungentumors initiiert worden. Die Tumormutationslast hatten die Behandler in diesem Fall nicht bestimmt. Die Autoren empfehlen, undifferenzierte Pankreaskarzinome mittels Next Generation Sequencing zu untersuchen und insbesondere auf die PD(-L)1-Expression und die Tumormutationslast zu achten, um frühere Therapielinien zu optimieren und das Outcome zu verbessern.Quelle: Besaw RJ et al. J Natl Compr Cancer Netw 2021; 19: 247-252; DOI: 10.6004/jnccn.2021.7001
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