Ein PARP-Inhibitor für das BRCA-mutierte Pankreaskarzinom

Birgit-Kristin Pohlmann

Als zielgerichtete Substanz ist der PARP-Inhibitor in der Lage, das metastasierte BRCA-mutierte Pankreaskarzinom in Schach zu halten. Als zielgerichtete Substanz ist der PARP-Inhibitor in der Lage, das metastasierte BRCA-mutierte Pankreaskarzinom in Schach zu halten. © iStock/TefiM

Nicht nur statistisch signifikant, sondern auch klinisch relevant: Nach platinhaltiger Erstlinie verlängerte die Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib bei Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom und BRCA-Keimbahnmutation das progressionsfreie Überleben.

„Wir haben nicht nur einen deutlichen Vorteil im progressionsfreien Überleben erzielt, sondern auch beobachtet, dass die Erhaltungstherapie mit ­Olaparib insgesamt gut vertragen wird und sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten nicht verschlechtert“, resümierte Professor Dr. Hedy Kindler von der Universität in Chicago die Ergebnisse der POLO-Studie zur Behandlung des metastasierten Pankreaskarzinoms.

Für die Phase-III-Studie waren insgesamt 3315 Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom gescreent worden. Bei 247 Patienten wurde eine BRCA-Keimbahnmutation (gBRCAm) detektiert, von denen schließlich 154 Patienten im Verhältnis 3:2 in die Studie randomisiert wurden. Alle Patienten hatten über mindestens 16 Wochen eine platinbasierte Erstlinien-Chemotherapie erhalten und waren bei Studieneinschluss und Randomisierung nicht progredient. Im Rahmen der Erhaltungstherapie erhielten 92 Patienten Olaparib (300 mg zweimal täglich) und weitere 62 ein Placebo – jeweils bis zur Progression bzw. inakzeptablen Toxizität. Primärer Studien­endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) nach RECIST v1.1, das von einem unabhängigen Expertengremium zentral und unter verblindeten Bedingungen evaluiert wurde.

Auf BRCA-Mutation testen!

Nach derzeitiger Datenlage weisen etwa 4–7 % der Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom eine BRCA-Keimbahnmutation auf, erläuterte Prof. Kindler. Angesichts der vorliegenden Studienergebnisse empfiehlt sie, zukünftig alle Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom auf eine gBRCA-Mutation zu testen.

PFS-Benefit unabhängig von Erstlinienbehandlung

Das Ergebnis: ein statistisch signifikanter Vorteil zugunsten der Erhaltungstherapie mit Olaparib. Im Median waren die Teilnehmer im Verumarm 7,4 Monate ohne Progression, was im Vergleich zum Kontrollarm eine PFS-Verdoppelung bedeutete (3,8 Monate; HR 0,53; p = 0,0038), so Prof. Kindler. Dies sei ein klinisch relevantes Ergebnis. Zum Auswertungszeitpunkt waren unter Olaparib noch 32,6 % der Patienten ohne Progression im Vergleich zu 19,4 % im Kontrollarm. Bereits ab dem sechsten Monat zeigt die Datenauswertung zum PFS, dass im Olaparibarm jeweils etwa doppelt so viele Patienten progressionsfrei waren wie im Kontrollarm. Der PFS-Vorteil war zudem unabhängig von der Art der platinbasierten Erstlinienbehandlung, dem Alter und Geschlecht der Patienten sowie der Güte des Ansprechens auf die Erstlinie.

Daten zum Gesamtüberleben noch nicht aussagekräftig

Derzeit beträgt das mediane Gesamtüberleben im Olaparibarm 18,9 und im Kontrollarm 18,1 Monate (HR 0,91; p = 0,68). Die Daten zeigen damit einen ersten Trend, sind aber noch nicht reif und bedürfen der weiteren Validierung, wie Prof. Kindler betonte. Wichtig ist laut der Expertin auch die insgesamt gute Verträglichkeit von Olaparib. Ausdruck dessen sei, dass sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität – gemessen mit dem validierten Fragebogen EORTC QLQ-C30 – im Vergleich zum Ausgangswert nicht verschlechtert hat und dass auch zwischen beiden Studienarmen keine klinisch relevanten Unterschiede bestehen. Hauptnebenwirkungen waren unter Olaparib Fatigue und gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit/Erbrechen. Auch die Anämie sei zu beachten, die bei 11 % der Patienten mindestens Grad 3 erreichte. Darüber hinaus traten unter Olaparib kaum Grad-3-Nebenwirkungen oder höher auf.

PARP-Hemmer könnte neuer Standard werden

Mit Olaparib als Erhaltungstherapie nach platinbasierter Erstlinien-Chemotherapie steht laut Prof. Kindler eine wirksame und gut verträgliche neue Therapieoption für Patienten mit metastasiertem gBRCA-positivem Pankreaskarzinom zur Verfügung, die sich als neues Standardvorgehen für besagte Patienten etablieren sollte.

Quelle: Kindler HL et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr LBA4)

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Als zielgerichtete Substanz ist der PARP-Inhibitor in der Lage, das metastasierte BRCA-mutierte Pankreaskarzinom in Schach zu halten. Als zielgerichtete Substanz ist der PARP-Inhibitor in der Lage, das metastasierte BRCA-mutierte Pankreaskarzinom in Schach zu halten. © iStock/TefiM
Der ASCO 2019 fand vom 31. Mai bis 4. Juni 2019 in Chicago statt. Der ASCO 2019 fand vom 31. Mai bis 4. Juni 2019 in Chicago statt. © Johannes Pohlmann