Bauchspeicheldrüsenkrebs Mikrobiom-Signatur weist auf Tumor hin
Mit einer Überlebensrate von nur 5 % gilt das duktale Pankreaskarzinom als eine der tödlichsten Krebserkrankungen. Die schlechte Prognose ist unter anderem auf die in der Regel späte Diagnose zurückzuführen. Denn Symptome treten meist erst im fortgeschrittenen, inoperablen oder metastasierten Stadium auf. Angesichts des zu erwartenden Anstiegs der Erkrankungszahlen in den kommenden 20 Jahren wird gegenwärtig intensiv an nicht-invasiven, sensitiven und kosteneffektiven Früherkennungsmethoden geforscht. Mikrobiomsignaturen aus Stuhlproben stellen eine Option dar, wie Dr. Ece Kartal vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und Kollegen berichten. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, ob sich die Darm- und/oder die Mundhöhlenflora als diagnostische Pankreaskarzinom-Biomarker eignen.
Bessere Vorhersage durch Kombination mit CA19-9
Hierzu bestimmten sie mittels Whole-Genome-Shotgun- und 16S-rRNA-Sequenzierung sowie Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung die mikrobielle Zusammensetzung der Stuhl- und Speichelproben von Patienten mit einem neu diagnostizierten, nicht vorbehandelten Pankreaskarzinom. Diese verglichen sie mit den Mikrobiomen von Personen mit chronischer Pankreatitis bzw. von Personen ohne Pankreaserkrankung.
Anhand einer 27 Spezies umfassenden Signatur konnten Pankreaskarzinome – unabhängig vom Tumorstadium – mit hoher Spezifität und Genauigkeit identifiziert werden. Eine noch bessere Vorhersagekraft hatte ein Modell, das zusätzlich zur Zusammensetzung der Darmflora den Serumspiegel des Tumormarkers CA19-9 berücksichtigte. Diese beiden Prädiktionsmodelle validierten die Forscher anschließend anhand weiterer Studienkohorten.
Dr. Rachel Newsome und Prof. Dr. Christian Jobin, University of Florida in Gainesville, halten Mikrobiomsignaturen für ein vielversprechendes Verfahren zur Früherkennung von Pankreaskarzinomen.
Unklar, ob Signatur spezifisch für Pankreaskarzinome ist
Allerdings sind ihrer Ansicht nach noch viele Fragen offen: Prospektive Untersuchungen müssten u.a. aufdecken, welche Rolle die Bakterienspezies bei der Tumorpathogenese spielen, ob die gefundenen Mikrobiomsignaturen ausschließlich Pankreaskarzinome oder auch andere Tumorarten detektieren und welchen klinischen Nutzen sie insgesamt haben.
Quellen:
1. Kartal E et al. Gut 2022; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-324755
2. Newsome R, Jobin C. Gut 2022; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-326710