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AML: Minimale Resterkrankung eliminieren

Einer Phase-1-Studie zufolge gilt der Fc-optimierte FLT3-Antikörper FLYSYN als vielversprechender Kandidat, um die Ansprechtiefe bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) mit Komplettansprechen und MRD*-Positivität weiter zu vertiefen. Darüber berichtete Dr. Jonas Heitmann von der Abteilung für Translationale Immunologie des Universitätsklinikums Tübingen. Er erhielt für seine Arbeit den Wissenschaftspreis 2020 der Anne Liese Gaebel-Stiftung, der über die DGHO ausgeschrieben wird.
Der FLT3-Antikörper FLYSYN wurde in seiner Abteilung entwickelt und präklinisch charakterisiert, die klinische Entwicklung erfolgt aktuell im aus dem Krankenhaus ausgegliederten Unternehmen SYNIMMUNE. In der FLYSYN-Studie haben 31 Patienten mit AML an fünf deutschen Zentren den FLT3-Antikörper in folgenden Dosierungen erhalten: 0,5 mg/m2, 1,5 mg/m2, 5 mg/m2, 15 mg/m2, 45 mg/m2 und dreimal 15 mg/m2. Einschlusskriterien umfassten ein morphologisches Komplettansprechen (CR) mit stabiler oder ansteigender MRD in zwei aufeinanderfolgenden Messungen. Das mediane Alter der Patienten betrug 58 Jahre. Eine FLT3-Expression bestätigten die Forscher durchflusszytometrisch bei allen Teilnehmern. Die MRD-Marker wurden ebenfalls untersucht, 28 Patienten wiesen eine NPM1-Mutation auf, zwei eine IDH2-Mutation und einer war RUNX1-RUNX1T1 MRD-positiv.
Nur Veränderungen im Blutbild traten oft auf
Der Antikörper wurde sehr gut toleriert, berichtete Dr. Heitmann. Es entwickelten sich in keiner der Gruppen mit unterschiedlichen Dosierungen schwere unerwünschte Ereignisse oder dosislimitierende Toxizitäten. Über die gesamte Studiendauer traten keine anaphylaktischen Reaktionen auf. Zu Blutbildveränderungen kam es zwar häufig, sie waren aber meist mild ausgeprägt. Die einzige Nebenwirkung, die einen Grad 3 erreichte, war eine transiente Neutropenie bei zwei Patienten. Es gab keine Therapieabbrüche wegen unerwünschter Ereignisse, betonte der Referent.
Primärer Endpunkt war ein molekulares Ansprechen entweder in Form einer MRD-Negativität im Knochenmark oder einer um eine Log-Stufe verringerten MRD im Vergleich zum Ausgangsbefund. Auf die Antikörpertherapie sprachen der Definition zufolge 11 der 31 Teilnehmer (35 %) an. Wie Dr. Heitmann erklärte, fiel die Ansprechrate für Dosierungen über 15 mg/m² oder bei wiederholter Gabe von 15 mg/m² mit 46 % am besten aus (Dosen mit maximal 15 mg/m²: 28 %). Sechs Patienten erreichten zumindest zeitweise eine MRD-Negativität, erzählte der Preisträger. Bei zwei AML-Erkrankten hält die Freiheit von minimaler Resterkrankung bislang über ein Jahr an. Aufgrund der sehr guten Sicherheitsdaten und dem häufigen und teils anhaltenden Ansprechen entwickeln die Forscher derzeit das Konzept für eine Phase-2-Studie.
* minimale Resterkrankung
Quelle: Heitmann J et al. DGHO Jahrestagung 2020 virtuell; Abstract 274
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