Frühes AML-Rezidiv: Orale Hypomethylierung verstärken

Friederike Klein

Durch die orale Einnahme bieten sich einige Vorteile. Durch die orale Einnahme bieten sich einige Vorteile. © P&G – stock.adobe.com

Mit Induktionschemotherapie erreichen bis zu 60 % der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) im Alter > 60 Jahren eine Komplettremission (CR), erleben aber meist innerhalb von 18 Monaten wieder ein Rezidiv. Eine Erhaltungstherapie mit oralem Azacitidin soll das ändern.

Orales Azacitidin weist eine andere Pharmakokinetik und -dynamik auf als injizierbares. Die Zubereitungen sind nicht bioäquivalent, betonte Professor Dr. Hartmut Döhner von der Klinik für Innere Medizin III der Universität Ulm.1 Durch die orale Dosierung ist eine verlängerte Wirkstoffexposition in jedem Therapie­zyklus möglich.

An der Phase-3-Studie QUAZAR­ AML 001 nahmen 472 ältere Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) teil, die sich für eine allogene Stammzelltransplantation nicht eigneteten und, die mit einer Induktionschemotherapie eine (inkomplette) Remission erreicht hatten. Der eine Teil erhielt Placebo, der andere 300 mg orales Azacitidin täglich an 14 Tagen eines 28-tägigen Zyklus. Während aller drei Zyklen wurden die Blasten im Knochenmarkaspirat kontrolliert. Bei 5–15 % Blasten oblag es dem Arzt, ob die Gabe von 14 auf 21 pro Zyklus eskaliert wurde. Von diesem Umstand waren im Verumarm 51 Patienten nach median 9,2 Monaten betroffen und in der Kontrolle 40 nach Median 6,0 Monaten. 88 % der Patienten beendeten die Therapie aufgrund einer persistierenden AML, davon 43 unter oralem Azacitidin und 37 unter Placebo.

Erhöhte Remissionsrate durch eskaliertes Azacitidin

Für Patienten mit Eskalation zeigte sich ein deutlicher, allerdings nicht-signifikanter Überlebensvorteil für Azacitidin. Der Median des Gesamt­überlebens lag bei 22,8 Monaten gegenüber 14,6 Monaten in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio 0,66; 95%-KI 0,42–1,04; p = 0,07).

Von 78 auswertbaren Teilnehmer erreichten 10 der 43 Erkrankten mit eskaliertem Verum (23 %) und 4 der 35 Patienten unter Scheintherapie (11 %) wieder eine (inkomplette) Remission. Sechs Menschen waren unter eskaliertem Azacitidin auch wieder frei von minimaler Krankheitsaktivität, was im Placebo-Arm bei keinem gelang. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse eines Grads 3 oder 4 umfassten febrile Neutropenien (24 %), Neutropenien (22 %), Thrombozytopenien (18 %) und Anämien (16 %).

Eine persistierende Erhaltung setzt voraus, dass die Lebensqualität der Patienten dabei nicht relevant beeinträchtigt wird. Dies sei in der Studie der Fall gewesen, erklärte Professor Dr. Gail J. Roboz, Weill Cornell Medicine, New York.2 Die initial kaum beeinträchtigte Lebensqualität blieb meist stabil und der Anteil der Patienten mit einer relevanten Verschlechterung fiel in beiden Armen ähnlich aus. Die eskalierte Dosierung schränkte laut Prof. Döhner die Lebensqualität nicht stärker ein.1 Er empfahl, bei einem frühen AML-Rezidiv das eskalierte 21-tägige Dosisregime von oralem Azacitidin zu erwägen. In den USA ist es bereits auf Basis dieser Daten zugelassen.

Quellen:
1. Döhner H et al. 62. ASH Annual Meeting (virtual); Abstract 111
2. Roboz GJ et al. A.o.O.; Abstract 214
62. ASH Annual Meeting (virtual)

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