Erhaltungstherapie bei AML: Schlucken statt spritzen

Friederike Klein

Die Erhaltungstherapie mit oralem Azacitidin bringt einen Überlebensvorteil für AML-Patienten. Die Erhaltungstherapie mit oralem Azacitidin bringt einen Überlebensvorteil für AML-Patienten. © iStock/jowaha

Eine Erhaltung mit CC-486, einer oralen Form von Azacitidin, führte bei älteren Patienten mit akuter myeloischer Leukämie in Remission erstmals zu einem Überlebensvorteil. Bislang war mit Erhaltungstherapien höchstens ein Vorteil im rezidivfreien Überleben gezeigt worden.

Ziel einer Erhaltungstherapie muss die Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) bei guter Lebensqualität sein, erklärte Professor Dr. Andrew H. Wei vom Alfred Hospital in Melbourne bei der Vorstellung der Ergebnisse der QUAZAR-Studie. Das oral einzunehmende Azacitidin CC-486 war in dieser randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-3-Studie bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) im Alter von ≥ 55 Jahren eingesetzt worden. Diese waren nach einer Induktion und Konsolidierungstherapie in Komplettremission (CR) oder CR mit inkompletter hämatologischer Erholung (CRi). Sie kamen nicht für eine Transplantation infrage und wiesen ein niedriges oder intermediäres zytogenetisches Risiko auf.

Innerhalb von vier Monaten nach Erreichen der CR/CRi erhielten die Teilnehmer randomisiert CC-486 300 mg einmal täglich über 14 Tage eines 28-tägigen Zyklus (n = 238) oder Placebo (n = 234). Nach drei Zyklen wurde das Ansprechen beurteilt; Patienten mit CR/CRi erhielten weiter das orale Azacitidin, während diejenigen mit mehr als 15 % Blasten die Einnahme aufgrund fehlender Wirksamkeit beendeten. Personen mit 5–15 % Blasten im Knochenmark konnten optional die Behandlung mit CC-486 oder Placebo fortsetzen, dann über 21 Tage eines 28-tägigen Zyklus, erläuterte der Referent.

Gesamtüberleben steigt auf gut zwei Jahre

Nach median 41,2 Monaten fand sich ein signifikanter OS-Vorteil für die Interventionstherapie: Das mediane OS lag unter CC-486 bei 24,7 Monaten, in der Placebogruppe waren es 14,8 Monaten. Der Unterschied von fast zehn Monaten entsprach einem signifikant um 31 % reduzierten Sterberisiko (HR 0,69; 95%-KI 0,55–0,86; p = 0,0009). Die Zwei-Jahres-Überlebensraten betrugen 51 % unter Azacitidin und 37 % in der Placebogruppe.

Rezidivfrei blieben die Teilnehmer im Interventionsarm im Median 10,2 Monate, im Placeboarm lediglich 4,8 Monate. Wie Prof. Wei betonte, waren Vorteile im Gesamt- und rezidivfreien Überleben in allen geprüften Subgruppen festzustellen.

Supportivmaßnahmen verhindern Therapieabbruch

Gastrointestinale Nebenwirkungen waren in den ersten beiden Therapiezyklen unter CC-486 häufiger als unter Placebo, die Patienten brachen die Therapie bei entsprechenden supportiven Maßnahmen aber nicht ab. In den Folgezyklen kam es durch prophylaktische Maßnahmen nicht mehr zu diesen Beschwerden, so Prof. Wei. Die häufigsten Nebenwirkungen des Grads 3 oder 4 waren Zytopenien. Die selbstberichtete gesundheitsbezogene Lebensqualität veränderte sich unter der Therapie nicht.

Veränderte Eigenschaften erlauben längere Exposition

CC-486 unterscheidet sich von intravenös appliziertem Azacitidin durch eine veränderte Pharmakokinetik und -dynamik. Die Halbwertszeit ist länger, die maximale Wirkkonzentration niedriger, so der Experte. Die Formulierung ermögliche eine längere Exposition mit dem hypomethylierenden Agens und eine anhaltende DNA-Hypomethylierung über den gesamten 28-tägigen Zyklus bei nur 14-tägiger Einnahme. Die besonderen Eigenschaften der oralen Medikation begründen auch die gute Tolerabilität – 30 % der Teilnehmer nahmen das Präparat auch noch zwei Jahre nach Randomisierung. Für Prof. Wei ist CC-486 potenziell ein neuer Standard für ältere Patienten mit AML in erster Remission. 

Quelle: Wei AH et al. ASH 2019; Abstract #LBA-3

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Die Erhaltungstherapie mit oralem Azacitidin bringt einen Überlebensvorteil für AML-Patienten. Die Erhaltungstherapie mit oralem Azacitidin bringt einen Überlebensvorteil für AML-Patienten. © iStock/jowaha