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BCL2-Hemmer bei älteren AML-Patienten in Therapie aufnehmen

Über 75-jährige Patienten oder jene mit erheblichen Komorbiditäten hatten bislang nur eine geringe Chance, nach Diagnose einer akuten myeloischen Leukämie (AML) durch eine Therapie mit hypomethylierenden Substanzen wie Azacitidin oder eine Chemo mit niedrig dosiertem Cytarabin das nächste Jahr zu überleben. Das dürfte sich ändern, wie Professor Dr. Courtney DiNardo, MD Anderson Cancer Center, Houston, berichtete. Sie stellte Ergebnisse aus VIALE-A vor.
An der Studie nahmen 433 Patienten mit neu diagnostizierter AML teil, die entweder ≥ 75 Jahre alt waren oder eine schwere Herz-Kreislauf- bzw. Atemwegserkrankung oder einen eingeschränkten Allgemeinzustand hatten und deshalb für eine Induktionschemotherapie nicht infrage kamen. Im Verhältnis 2:1 randomisiert erhielten sie Venetoclax (400 mg oral pro Tag) plus Azacitidin (75 mg/m² s.c./i.v. an den Tagen eins bis sieben eines 28-tägigen Zyklus, n = 286) oder Placebo plus Azacitidin (n = 145).
Zwei Drittel mit Komplettansprechen
Die Hinzunahme des BCL2-Hemmers führte zu einer 34%igen Reduktion der Sterblichkeit: Das mediane Gesamtüberleben stieg von 9,6 Monaten auf 14,7 Monate (HR 0,66; 95%-KI 0,52–0,85; p < 0,001). Der Vorteil bestätigte sich auch in den Subgruppen, insbesondere bei den über 75-Jährigen, betonte DiNardo.
Mit der Kombinationstherapie erreichten 66,4 % der Patienten ein Komplettansprechen oder eines mit inkompletter hämatologischer Erholung (CR/CRi). Im Kontrollarm war das nur bei 28,3 % der Fall. Dabei wurde ein CR/CRi mit Venetoclax und Azacitidin auch schneller erreicht als mit Placebo (median 1,3 Monate vs. 2,8 Monate). Zudem hielt das CR/CRi mit Venetoclax länger an und viele Patienten waren laut der Referentin zum Zeitpunkt der Auswertung immer noch in CR/CRi. Auch der Anteil von Personen, der mindestens acht Wochen ohne Eryhthrozyten- oder Thrombozyten-Transfusionen auskam, war mit Venetoclax/Azacitidin deutlich höher. Ereignisfrei überlebten Teilnehmer im Kombinationsarm median 9,8 Monate, im Placeboarm 7,0 Monate (HR 0,63; 95%-KI 0,50–0,80; p < 0,001).
Die Hinzunahme von Venetoclax zu Azacitidin führte laut Prof. DiNardo zu etwas mehr hämatologischen Nebenwirkungen, vor allem Neutropenien. Schwere febrile Neutropenien traten bei 30 % der Betroffenen mit bzw. 10 % ohne Venetoclax auf, es kam aber nicht zu einer erhöhten Rate früher Todesfälle in der Venetoclax/Azacitidin-Gruppe. Ein Tumorlysesyndrom wurde nur bei 1 % der Teilnehmer beobachtet und besserte sich bei entsprechenden medizinischen Maßnahmen rasch, sodass die Therapie fortgeführt werden konnte. Dosisunterbrechungen waren dagegen mit Venetoclax/Azacitidin häufig, so die Sprecherin.
Potenzial für einen Paradigmenwechsel
Prof. DiNardo glaubt, dass die VIALE-A-Studie zu einem Paradigmenwechsel führen wird. Denn: Das Gesamtüberleben der Patienten, die nicht für eine intensive Therapie infrage kommen, konnte klinisch relevant verlängert werden, das Ansprechen trat schnell und anhaltend ein und die Nebenwirkungen waren mit Standardmaßnahmen gut zu beherrschen.
Quelle: DiNardo C et al. EHA25 Virtual Congress; Abstract LB2601
EHA25 Virtual Congress
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