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AML und MDS: Mit welcher Kombi vor allogener Stammzelltransplantation konditionieren?

Busulfanbasierte Chemos werden meist in der myeloablativen Konditionierung vor einer allogenen Stammzelltransplantation eingesetzt. Als zweite Komponente kommen Cyclophosphamid und neuerdings auch Fludarabin infrage. Letzteres wirkt weniger toxisch, sogar unter intensivierter Busulfandosierung. Laut früheren Untersuchungen besteht kein Unterschied bezüglich Schnelligkeit des Engraftments und Wahrscheinlichkeit für eine schwere Mukositis bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) oder myelodysplastischen Syndromen (MDS). Auch das Risiko für eine Graft-versus-Host-Reaktion und ein Rezidiv sowie die nicht-rezidivbedingte Mortalitätsrate glichen sich.
An der Universität von Utah in Salt Lake City analysierten Forscher um Dr. Sagar S. Patel vom Blood and Marrow Transplant Program retrospektiv, ob dies auch auf die Lebensqualität der 126 AML- und 84 MDS-Patienten zutraf, die zwischen 2008 und 2017 in ihrer Institution allogen transplantiert und zuvor mit einem der beiden Regime konditioniert worden waren.
Stationärer Aufenthalt war unter Fludarabin kürzer
Das Ergebnis: Es bestand kein Unterschied in puncto Lebensqualität zwischen den Vergleichsarmen, ermittelt anhand des FACT-BMT*-Fragebogens. Auch die Häufigkeit schwerer Mukositiden war ähnlich. Unter Busulfan/Fludarabin erholte sich bei den AML- sowie MDS-Patienten die Thrombozytenfunktion schneller als in der Kontrolle (15 Tage vs. 20 Tage bzw. 17 Tage vs. 23 Tage). Außerdem fiel der stationäre Aufenthalt kürzer aus (22 Tage vs. 27 Tage bzw. 24 Tage vs. 30 Tage). Die Neutrophilenfunktion regenerierte sich zudem schneller, wenn AML-Kranke die Fludarabin-Kombi erhielten (13 Tage vs. 14 Tage). MDS-Patienten wiesen unter diesem Regime fast viermal häufiger Infektionen mit dem Cytomegalovirus auf, jedoch ein um 86 % geringeres nicht-rezidivbedingtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zum Standard.
Die Daten setzen die Forscher in Relation: Die mit Busulfan/Fludarabin Konditionierten waren älter, was die Ergebnisse der FACT-BMT und das Mukositis-Risiko beeinflusst haben mag. Die schnellere hämatopoetische Erholung und die kürzere stationäre Verweildauer in dieser Gruppe erklären sie damit, dass bei ihnen überwiegend periphere Stammzellen transplantiert worden waren, in der Kontrolle häufiger Knochenmark. Das könnte ebenfalls die geringere nicht-rezidivbedingte Mortalität unter der neuen Kombi bei MDS erklären. Das erhöhte Risiko für CMV-Infektionen im Versuchsarm sei möglicherweise dadurch bedingt, dass mehr Transplantate von nicht-verwandten Spendern zum Einsatz kamen.
Insgesamt, so die Autoren, lassen sich keine schwerwiegenden Nachteile für Busulfan/Fludarabin ablesen. Man könne also für Patienten, für die sich Cyclophosphamid nicht eignet, durchaus Fludarabin erwägen. Dennoch wünschen sie sich ergänzende Kosten-Nutzen-Analysen.
* Functional Assessment of Cancer Therapy-Bone Marrow Transplant
Quelle: Patel SS et al. Hematol Oncol Stem Cell Ther 2019; DOI: 10.1016/j.hemonc.2019.09.002
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