MDS: Mehr Transfusionsunabhängigkeit – und mehr frühe Todesfälle

Josef Gulden

Die Notwendigkeit von Transfusionen wurde zwar weniger, das Gesamtüberleben aber nicht länger. Die Notwendigkeit von Transfusionen wurde zwar weniger, das Gesamtüberleben aber nicht länger. © New Africa – stock.adobe.com

Die hypomethylierende Substanz Azacitidin ist zur Behandlung des myelodysplastischen Syndroms (MDS) mit hohem Risiko zugelassen. Niedrigrisiko-Erkrankungen werden überwiegend supportivtherapeutisch behandelt. Eine Phase-3-Studie zum Einsatz von oralem Azacitidin beim Niedrig­risiko-MDS erreichte ihren primären Endpunkt, wirft allerdings neue Fragen auf.

Insgesamt 216 Patienten mit myelodysplastischem Syndrom schloss ein Team um Professor Dr. ­Guillermo Garcia-Manero vom MD Anderson Cancer Center der University of Texas in Houston in seine Studie ein. Alle Erkrankungen entsprachen einer niedrigen Risikogruppe nach dem International Prognostic Scoring System IPSS, doch zu den Einschlusskriterien zählten eine transfusionsabhängige Anämie und Thrombozytopenie. Die Teilnehmer erhielten 1:1 randomisiert in vierwöchigen Zyklen entweder jeweils drei Wochen lang täglich 300 mg orales Azacitidin (CC-486) oder Placebo.

Knapp ein Viertel mit Hämoglobin-Anstieg

Primärer Endpunkt war das Erreichen einer acht Wochen anhaltenden Unabhängigkeit von Erythrozyten-Transfusionen nach mindestens zwölfmonatiger Behandlung. Dieses Ziel erreichten 31 % der Patienten im Verum- und 11 % im Placeboarm (p = 0,0002). Die mediane Dauer der Transfusionsunabhängigkeit betrug elf bzw. fünf Monate.

Eine Reduktion um mindestens vier Erythrozyten-Konzentrate im Zeitraum von acht Wochen wurde von 42 % der Teilnehmer im Verumarm und von 31 % der Placebogruppe erreicht. Die mediane Dauer dieser Reduktion unterschied sich mit 10,0 Monaten versus 2,3 Monate aber deutlich. Außerdem ergab sich unter Azacitidin etwa fünfmal häufiger ein Anstieg des Hämoglobins um wenigstens 1,5 g/dl (23,4 % vs. 4,6 %). Auch eine hämatologische Verbesserung bestehender Thrombozytopenien wurde unter Azacitidin öfter beobachtet (24,3 % vs. 6,5 %).

Das Gesamtüberleben, ein sekundärer Endpunkt, unterschied sich nicht zwischen den Gruppen (median 17,3 Monate vs. 16,2 Monate; p = 0,96). Die Mortalitätsraten waren ähnlich, allerdings gab es ein Ungleichgewicht bei frühen Todesfällen während der ersten acht Wochen (16 im Azacitidin- vs. 6 im Placeboarm). Die meisten davon gingen auf Infektionen zurück. Die mediane Neutrophilenzahl der 16 verstorbenen Patienten im Azacitidinarm betrug vor Beginn der Therapie 0,57 x 109/l.

Die häufigsten Nebenwirkungen in beiden Gruppen waren gastrointestinale Ereignisse niedriger Schweregrade. Grad-3/4-Nebenwirkungen wurden unter Azacitidin bei 90 %, im Placeboarm bei 73 % der Patienten registriert.

Grund für frühe Todesfälle soll untersucht werden

Beim symptomatischen Niedrig­risiko-MDS mit refraktären Zytopenien verbesserte orales Azacitidin die Transfusionslast signifikant und führte zu lang anhaltenden Verbesserungen zweier hämatologischer Linien, so die Autoren. Der höheren Rate an frühen Todesfällen v.a. bei Immungeschwächten werde mit molekularen Analysen nachgegangen. Weitere Tests zur Therapie mit Azacitidin bei MDS seien nötig und könnten helfen, künftig Patienten zu identifizieren, die besonders von der Behandlung profitieren.

Quelle: Garcia-Manero G et al. J Clin Oncol 2021; 39: 1426–1436; DOI: 10.1200/JCO.20.02619

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