MRD-Status auch bei AML überwachen

EBMT 2022 Dr. Miriam Sonnet

Mittlerweile kann die MRD mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt werden. Mittlerweile kann die MRD mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt werden. © iStock/koto_feja

AML-Patient:innen, die vor der hämatopoetischen Stammzelltransplantation eine minimale Resterkrankung aufweisen, haben eine schlechtere Prognose als die mit negativem Status. Entsprechende Interventionen wie eine myeloablative Konditionierung können dem entgegenwirken. Und auch nach der Transplantation eignet sich das MRD-Monitoring, um Rezidive frühzeitig zu erkennen.

Die minimale Resterkrankung (MRD) ist der wichtigste prognostische Faktor für die Therapie der akuten myeloischen Leukämie und die moderne AML-Behandlung wird davon bestimmt, erinnerte Prof. Dr. Arnon Nagler vom Sheba Medical Center in Ramat Gan. Die MRD werde daher in Entscheidungen für oder gegen eine Transplantation miteinbezogen, besonders bei Erkrankten mit intermediärem Risiko. So zeigte sich in der AML16-Studie, dass ältere Patient:innen ab 60 Jahren mit einer Nicht-Hochrisiko-Zytogenetik, die nach einem Zyklus einer intensiven Therapie MRD+ waren, ein schlechtes Outcome hatten. In den LeukemiaNet-Leitlinien steht daher, die MRD im Knochenmark alle vier Wochen zu überprüfen und einzugreifen, wenn sich die Transkriptlevel um mehr als 1log erhöhen.

Mittlerweile kann die MRD mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt werden. In einer Studie erwies sich die NGS-basierte Analyse als ein starker Prädiktor für einen Krankheitsrückfall: Personen, die vor einer allogenen Stammzelltransplantation MRD+ waren, wiesen eine höhere kumulative Rezidivinzidenz und ein kürzeres Gesamtüberleben auf als MRD- Erkrankte. Dabei sei es nicht nötig, eine wiederholte Knochenmarksbiopsie zu veranlassen, da die durch ein NGS detektierte MRD im Knochenmark mit derjenigen im peripheren Blut korreliere, so der Referent. In die ELN2017 Risiko-Klassifikation wurde die MRD bereits aufgenommen.

MRD auch bei MDS prädiktiv

Ähnliche Daten wie für die AML existieren für das myelodysplastische Syndrom: Personen, die vor der Transplantation MRD+ waren, erlitten eher ein Rezidiv und lebten kürzer progressionsfrei. Eine myeloablative Konditionierung könnte die Rezidivinzidenz verringern.

Die schlechte Prognose einer MRD-Positivität vor einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) könne man durch die Gabe einer myeloablativen Konditionierung „umgehen“, berichtete Prof. Nagler. Bei MRD+ Patient:innen verbesserten sich dadurch, verglichen mit Personen unter einer Konditionierung mit verringerter Intensität, krankheitsfreies und Gesamtüberleben und die kumulative Inzidenz von Rezidiven sank. Bei MRD- Betroffenen hingegen wurde kein Unterschied zwischen den beiden Regimen in Bezug auf die Prognose beobachtet. MRD+ Patient:innen sollten vor einer Transplantation eine myelo­ablative Konditionierung erhalten, sofern dies möglich ist, empfahl der Experte. Andernfalls solle man vor oder nach der Transplantation zielgerichtete Behandlungen einsetzen. Eine noch offene Frage sei, ob MRD- Erkrankte, die sich für eine myeloablative Konditionierung eignen, diese auch bekommen sollten oder ob man in diesem Fall die Therapie weniger intensiv gestalten sollte. Eine MRD-Bestimmung nach der Transplantation ist, u.a. aufgrund eines Donor-Chimärismus und regenerierender Hämatogone, komplizierter, erläuterte Prof. Nagler. Dementsprechend existieren bisher keine Empfehlungen zur MRD-Testung und MRD-geführten Therapie nach der Transplantation. Zwar gehe eine MRD-Positivität nach der HSCT mit einer erhöhten Rezidivinzidenz einher, aber die klinische Bedeutung der Kinetik sei bisher nicht klar definiert. Die Acute Leukaemia Working Party der EMBT empfiehlt, bei Betroffenen mit hohem Risiko vor der Transplantation eine myeloablative Konditionierung und eine weniger intensive Prophylaxe gegen eine Graft-versus-Host-Erkrankung in Betracht zu ziehen und ihnen prophylaktische Spenderlymphozyten zu geben. Für Personen mit Standardrisiko sei nach der Transplantation eine MRD- und Chimärismus-Überwachung sowie eine präemptive Spenderlymphozyten-Infusion sinnvoll. Eine Erhaltungstherapie mit Sorafenib nach der HSCT könne das Überleben von FLT3-positiven Erkrankten verbessern, so der Referent weiter. Einer Studie zufolge profitierten Patient:innen mit MRD-Negativität vor der Transplantation sowie Personen, die nach der HSCT MRD+ waren, am meisten davon. Prof. Nagler empfahl in seinem Fazit, vor der Transplantation möglichst eine MRD-Negativität zu erreichen. Gleichzeitig biete die Detektion eines molekularen Rezidivs vor einem klinischen Rückfall die Möglichkeit, früh zu intervenieren. Die MRD sei zudem extrem wichtig, um ein Rezidiv nach der Transplantation vorherzusagen, zu vermeiden und zu behandeln. Er riet daher dazu, standardmäßig die MRD auch nach der allogenen HSCT zu überwachen.

Kongressbericht: 48th EMBT Annual Meeting

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Mittlerweile kann die MRD mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt werden. Mittlerweile kann die MRD mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt werden. © iStock/koto_feja