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Wie es um die MRD-Aussagekraft jenseits der Prognose steht

Dass die minimale Resterkrankung (MRD) für Personen mit Multiplem Myelom von prognostischer Bedeutung ist, wurde in zahlreichen Publikationen demonstriert. Prof. Dr. Ajay K. Nooka, Winship Cancer Institute of Emory University, Georgia, präsentierte eine Metaanalyse, in der die Autor:innen progressionsfreies- und Gesamtüberleben in Bezug zur MRD setzten.1
MRD-negative Teilnehmende – egal mit welchem Grenzwert – hatten im Vergleich zu positiven Erkrankten mit rezidivierten/refraktären Myelomen ein um 67 % geringeres Risiko für Progression oder Tod. Gleiches galt für das OS mit einer Hazard Ratio von 0,28.
Zahlreiche beispielhafte Studien
Auch in einer aktuellen Analyse von vier prospektiven Studien wurde dies bestätigt: Unter den Patient:innen, die mindestens eine Komplettremission erreichten, schnitten diejenigen mit MRD-Negativität hinsichtlich des PFS nach 48 Monaten wesentlich besser ab als Personen, die eine MRD aufwiesen.
Die MRD könne auf mehrere Arten bestimmt werden, so Prof. Nooka weiter, z.B. mittels Next Generation Sequencing oder Next Generation Flow Zytometrie (NGF). Letztere wurde in der CASSIOPEIA-Studie verwendet. Darin hatten die Teilnehmenden randomisiert Bortezomib, Thalidomid und Dexamethason mit oder ohne Daratumumab erhalten. MRD-negative Personen wiesen ein längeres PFS auf als MRD-positive Betroffene, so Prof. Nooka.
IFE vs. MS vs. MRD
Prof. Nooka zeigte Daten einer aktuellen Studie, in der das Ansprechen von Myelom-Patient:innen mittels drei verschiedener Methoden geprüft wurde:
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Serumprotein-Immunfixation (IFE),
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Immunpräzipitation und quantitative Massenspektrometrie (MS) sowie
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MRD-Bestimmung mittels NGF.
Die neu diagnostizierten Teilnehmenden erhielten eine Induktion mit Bortezomid, Lenalidomid und Dexamethason (VRD) und im Anschluss eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation, gefolgt von einer Konsolidierung mit zwei weiteren Zyklen VRD. Am Ende der Konsolidierung detektierten die Autor:innen eine persistierende Erkrankung mittels IFE vs. MS vs. NGF bei 25 % vs. 34 % vs. 43 % der Betroffenen. „NGF ist also die wesentlich sensitivere Methode“, betonte der Referent. Zudem konnten mit NGF und MS Patient:innen identifiziert werden, die hinsichtlich des PFS von der Behandlung profitierten. Mittels IFE war es nicht möglich, Unterschiede im PFS zwischen Personen mit und ohne persistierender Erkrankung festzustellen, so Prof. Nooka.
Puig N et al. ASH Annual Meeting 2021; Abstract 544
Er ging weiterhin auf die Frage ein, ob sich die MRD eignet, um eine Entscheidung über die Fortführung einer Therapie zu fällen. Prof. Nooka stellte die Ergebnisse der GEM2014MAIN-Studie vor, in der Teilnehmende mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom nach ASCT eine Lenalidomid/Dexamethason-Erhaltung mit oder ohne Ixazomib bekommen hatten.
MRD-negative Betroffene beendeten nach zwei Jahren die Behandlung, während MRD-positive Personen sie fortführten. Erstere schienen hinsichtlich des PFS besser zu performen, allerdings bräuchte es eine längere Nachbeobachtungszeit, um hier eine Aussage treffen zu können, betonte der Referent.
Behandlungsunterbrechung nur bei wenig Risikomerkmalen
Auch in der MASTER-Studie wird eine Therapieunterbrechung je nach MRD-Status untersucht. Hier erhielten Patient:innen nach der ASCT nur im Fall einer MRD-Positivität eine Konsolidierung, anderenfalls wurden sie beobachtet.
Zumindest für Erkrankte mit keiner oder lediglich einer Hochrisiko-Abnormalität scheint dieses Vorgehen sinnvoll zu sein – für Personen mit mehr als einem Hochrisikomerkmal empfahl Prof. Nooka, die Behandlung nicht zu unterbrechen.2 Durch die Integration von PET-Ergebnissen könne die Vorhersage des Progressionsrisikos mittels MRD weiter verbessert werden, wie der Referent anhand eigener Daten erläuterte.
Sein Fazit: Während es das Ziel sein sollte, eine MRD-Negativität zu erreichen, müssen MRD-gesteuerte Therapieentscheidungen noch weiter untersucht werden, wobei mehrere Studien zurzeit genau das prüfen. Forschende evaluieren ebenfalls, ob sich die MRD als Endpunkt eignet.
Quellen:
1. Nooka AK. ASCO Annual Meeting 2022; Session: Moving Towards a Cure in Myeloma
2. Costa LJ. J Clin Oncol 2021; 13: JCO2101935; doi: 10.1200/JCO.21.01935
Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting
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